Kroatische Präsidenten-Garde entwaffnet

Ehrengarde konnte bei Gedenkfeier keine Genehmigung für historische Gewehre vorweisen.

Zu einem diplomatisch heiklen Zwischenfall ist es am Samstag am Rande der Gedenkfeier anlässlich des "Massakers von Bleiburg" auf dem Loibacher Feld (Bezirk Völkermarkt, Kärnten) gekommen: Der von Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic eigens für die Veranstaltung entsandten zwölfköpfigen Ehrengarde mussten die Waffen abgenommen werden.

Ihre mit Bajonetten bestückten historischen Gewehre wurden von der Exekutive beschlagnahmt und im Bezirkspolizeikommando Völkermarkt vorläufig zwischengelagert. Begründung: Die Kroaten hatten für das Tragen ihrer Deko-Waffen keine österreichische Genehmigung vorweisen können.

"Ich hoffe nicht, dass das zu diplomatischen Verstimmungen zwischen beiden Ländern führt", sagt Bezirkshautpmann Gert Klösch. Er gehe zwar davon aus, dass es sich um ein Versehen gehandelt habe. In rechtlicher Hinsicht habe jedoch keine andere Möglichkeit bestanden, als diesen Schritt zu setzen. "Es handelt sich um Kriegswaffen, auch wenn sie nicht mehr funktionsfähig sind."

Tatsächlich dürfte es sich um einen Irrtum gehandelt haben. Wo genau dieser aufgetreten ist, war bis Redaktionsschluss noch unklar. "Die Kroaten konnten ein mit Siegel vom 6. Mai versehenes Dokument vorweisen, auf dem jede Waffe ganz penibel mit Seriennummer angeführt ist", erklärt Klösch. Offenbar wurde dieses auch abgeschickt, doch weder im Verteidigungs- noch im Innenministerium wusste man davon.

"Sie können sich vorstellen, dass dort überall die Köpfe und Handys ziemlich rotiert haben", betont der Bezirkshauptmann. Die Leibgardisten der Präsidentin nahmen im Anschluss zwar persönlich an der Gedenkveranstaltung teil, waren aber nicht mehr Teil des offiziellen Festaktes. Ihre Paradewaffen bekommen sie wieder zurück, sobald sie eine formale Genehmigung vorlegen können.

Massaker

Die kroatische Präsidentin war bei der Gedenkfeier selbst nicht anwesend. Statt ihr kamen der stellvertretende Ministerpräsident, der Verteidigungs- und der Außenminister. 12.000 Besucher nahmen an der Veranstaltung teil, bei der an die blutigen Ereignisse im Mai 1945 gedacht wurde.

Nach der NS-Kapitulation hatten britische Soldaten Zehntausende Anhänger des faschistischen, kroatischen Ustascha-Regimes an jugoslawische Partisanen ausgeliefert, mehrere Hundert wurden an Ort und Stelle exekutiert. Am Freitag hatte auch Premier Tihomir Oreskovic die Kärntner Gedenkstätte besucht.

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