Kraftwerk Kühtai: Gegner wollen bis zum Höchstgericht gehen

Die Kraftwerksgruppe Sellrain/Silz soll mit einem dritten Speichersee (Fotomontage) im Kühtai erweitert werden
Das Millionen-Projekt der Tiwag steht vor der Genehmigung

Als die schwarz-grüne Landesregierung in Tirol vor einem Jahr einer geplanten Liftverbindung von der Axamer Lizum bei Innsbruck ins Stubaital eine Absage erteilte, standen sie noch auf unterschiedlichen Seiten: Die Gegner des Brückenschlags sahen einen Angriff auf die Natur abgewehrt. Die Touristiker im Stubaital fühlten sich um ein aus ihrer Sicht überlebensnotwendiges Projekt gebracht.

Wenn es um das Tiwag-Kraftwerk Kühtai geht, das gerade auf die Zielgerade Richtung Genehmigung einbiegt, stehen die beiden Lager auf derselben Seite: Wird ein positiver Bescheid ausgestellt, sei der Weg zum Bundesverwaltungsgericht "unausweichlich", erklärte Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbands, am Montag. Auf Nachfrage betonte auch Sepp Rettenbacher, Obmann des Tourismusverbands Stubai: "Wir werden um unser Wasser kämpfen und gehen dafür bis zum Höchstgericht."

Für die Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain/Silz soll ein neuer Speichersee im Kühtai gebaut und Wasser aus dem Stubaital abgepumpt werden. 545 Millionen Euro hat die Tiwag für das Vorhaben eingeplant. Das ist neben dem geplanten und ebenfalls umstrittenen Ausbau des Kraftwerks Kaunertal (um 1,3 Milliarden Euro) zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie.

Zahmes Wasser

Wirtschaftliche Argumente hat aber auch Rettenbacher. 1,5 Millionen Euro habe man bereits in den sogenannten "Wilde Wasser Weg" investiert. Brücken und Stege führen dabei zu Wasserfällen, deren Wildheit nach Ansicht der Kraftwerksgegner durch Ableitungen gefährdet wäre. Der Tourismuschef hat aber auch andere Bedenken: "Irgendwann müssten wir uns Wasser wahrscheinlich wieder Literweise zurückkaufen." Dann nämlich, wenn der Klimawandel das Wasser in den Bächen ebenfalls reduziert.

Zuletzt hat eine von Rettenbacher geleitete Bürgerinitiative noch versucht, im laufenden UVP-Verfahren auf eine Ausweitung des Untersuchungsraums zu drängen. Die Kraftwerksgegner befürchteten nämlich auch Auswirkungen auf Wasserläufe in einem nicht überprüften Abschnitt. Doch das UVP-Verfahren wurde inzwichen trotz der Einwände beendet.

Kommentare