Täter auch in Wien: Schlag gegen Kinderporno-Netz

Täter auch in Wien: Schlag gegen Kinderporno-Netz
Europaweit größte Darknet-Plattform ausgeforscht: Bei der Operation "Elysium" wurden insgesamt 14 Verdächtige in Deutschland und Österreich ausgeforscht. Ihnen wird neben der Verbreitung von Kinderpornografie auch schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen.

Deutsche und österreichische Ermittler haben ein internationales Kinderpornografie-Netzwerk aufgedeckt, wie am Donnerstag bekannt wurde. "Elysium" hieß die Plattform, in der weltweit mehr als 87.000 Mitglieder innerhalb eines halben Jahres zusammenkamen.

Der Ausdruck stammt aus der griechischen Mythologie und geht auf die Insel der Seligen zurück. Tatsächlich ging es in dem Darknet-Forum um den Austausch von Fotos und Videos mit Darstellungen von schwerstem sexuellen Missbrauch.

Hauptverdächtige in Deutschland

Drei Hauptverdächtige wurden in Deutschland festgenommen, berichtete Georg Ungefuk von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Die Männer stammen aus Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Dazu gibt es weltweit eine Reihe weiterer Beschuldigter. Die Festnahmen spielen sich vor allem in Deutschland und Österreich ab. Besonders im Fokus der Ermittler steht der mutmaßliche Betreiber der Kinderporno-Plattform aus dem Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen.

Der 39-Jährige befindet sich nach einem Haftbefehl des Amtsgerichts Gießen seit Mitte Juni wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Er soll als Administrator der Plattform maßgeblich für die Bereitstellung der technischen Infrastruktur verantwortlich gewesen sein. Ihm wird auch vorgeworfen, selbst die Bilder und Videos produziert und dann in dem Forum angeboten zu haben, sagte ein Gerichtssprecher. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung war der Server der Plattform beschlagnahmt worden. Dem Mann droht eine Strafe von bis zu 15 Jahren Haft.

Europaweit größte Darknet-Plattform

Für die Ermittler ist dieser Schlag gegen die Kinderporno-Szene ein außergewöhnlicher Erfolg. Es sei die europaweit größte Darknet-Plattform vom Netz genommen worden, erklärte Oberstaatsanwalt Ungefuk. Besonders erstaunlich ist für die Experten auch der massive Mitgliederzuwachs von "Elysium" in kürzester Zeit. Erst Ende 2016 war die Plattform im Darknet - dort können sich Internetnutzer fast komplett anonym bewegen - freigeschaltet worden. Dass es innerhalb nur eines halben Jahres bis zum Abschalten Mitte Juni dieses Jahres fast 90.000 Nutzer gab, zeige, wie groß die Szene ist, sagte der Oberstaatsanwalt.

Für den Wiesbadener Kriminalpsychologen Rudolf Egg beweist der Fahndungserfolg, dass viele Pädophile beim Internet offenbar noch immer von einem anonymen und rechtsfreien Raum ausgehen. Egg vermutet, dass es vor "Elysium" bereits Verbindungen zwischen den Mitgliedern gab und die Dunkelziffer in der Szene erheblich ist. Vermutlich habe aber nur ein harter Kern das Forum für tatsächliche Treffen für Verabredung zum sexuellen Missbrauch genutzt. Die meisten Nutzer verwendeten die Bilder und Videos, um ihre Neigung zu befriedigen.

Der Name "Elysium" für eine Kinderpornografie-Plattform ist keine Besonderheit: 2010 gab es in Hessen etwa ein großes Verfahren gegen eine Plattform mit dem Namen "Zauberwald", berichtete Ungefuk. "Das erleben wir öfter. Schöne Namen locken die Szene an."

Operation "Elysium". Am 12. Juni 2017 wird der Betreiber einer seit 2016 bestehenden Kinderporno-Plattform im Darknet namens "Elysium" festgenommen. 14 Verdächtige in Deutschland und Österreich werden ausgeforscht und teils auch festgenommen, 29 Opfer identifiziert. Die weltweit tätige Plattform hatte 87.000 Mitglieder. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen massiver sexueller Übergriffe, wird am 6. Juli bekannt.

Operation "Gondola": Beim Aufdecken eines Kinderpornorings durch amerikanische Behörden werden nach Hinweisen aus den USA auch 20 Österreicher ertappt. Bei einem Verdächtigen in Klagenfurt findet die Polizei Material, das belegt, dass sich der 38-Jährige an Nachbarskindern vergangen hat. Ein 63-jähriger Wiener wird bei einer Razzia tot vor seinem Computer entdeckt, er hat einen Herzinfarkt erlitten. Insgesamt werden bei der Aktion allein in Österreich 1.600 Computer sowie Speichermedien sichergestellt, wird am 9. September 2012 bekannt.

Operation "Carole": Bei einer weltweiten Operation gegen Kinderpornografie forschen Polizeibehörden in 141 Ländern Hunderte Pädophile aus. Das Bundeskriminalamt in Wien ermittelt bei seinem bisher größten Schlag 272 Personen allein in Österreich. Die Verdächtigen stammen aus allen Bundesländern. Die Pädophilen haben über Internet-Foren Missbrauchsbilder und -videos von Kindern verbreitet. Am 4. Juli 2012 gibt das Innenministerium den Fall bekannt.

Operation "Charly": Nach Hinweisen aus Luxemburg werden im Verlauf des Jahres 2010 in Österreich 107 Hausdurchsuchungen durchgeführt. Jedes Mal werden die Beamten fündig und stellen einschlägiges Material sicher. Ein Steirer hortete 20.000 Bilder und 300 Videos, wie im Dezember vom Bundeskriminalamt bekanntgegeben wird.

Operation "Typhon": Die Webseite eines österreichischen Betreibers (File-hosting-Service) wird zur Verbreitung von Kinderpornografie missbraucht. Im Zuge von Hunderten Hausdurchsuchungen in Europa und Kanada werden 221 Verdächtige ausgeforscht (davon 23 in Österreich) und 115 Täter festgenommen. Der Abschluss der Operation wird am 10. Dezember 2009 öffentlich gemacht.

Operation "Geisterwald": Federführend von der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main wird ein international tätiger Kinderporno-Ring zerschlagen. Weltweit werden auf Basis der Erkenntnisse der Sonderermittler 178 Hausdurchsuchungen durchgeführt. 22 Männer werden festgenommen. Fünf von ihnen stammen aus Österreich. Darunter ist ein 41-jähriger Wiener Familienvater, der seine zehn Jahre alte Stieftochter wiederholt sexuell missbraucht und dabei angefertigte Fotos und Videos im Internet verbreitet hat. Der Fall wird am 30. September 2009 bekannt.

Ausforschung einer brasilianischen Website: 43 österreichische Konsumenten werden identifiziert, 31 Verdächtigen kann der Besitz oder die Weitergabe von Kinderpornos nachgewiesen werden. Am 23. September 2009 gibt das Bundeskriminalamt in Wien den Fall bekannt.

Operation "Sledgehammer": Im Zuge der Ausforschung einer kroatischen Internetseite wird 189 Männern in Österreich der Besitz oder die Weitergabe von obszönen Aufnahmen nachgewiesen. Insgesamt werden 935 Verdächtige identifiziert, gegen 624 muss das Verfahren eingestellt werden, da sie das Material nur angesehen und nicht heruntergeladen haben. Bekannt wird der Fall am 13. März 2009.

Operation "Sinon": In Bayern werden zwei Internetdateien entdeckt, die schweren sexuellen Missbrauch an einer etwa zehnjährigen Asiatin und einem etwa zwölfjährigen blonden Mädchen zeigen. 125 österreichische User-Adressen sind betroffen, 80 Verdächtige werden ausgeforscht. Darunter befindet sich ein 44-jähriger Wiener, dessen PC-Bildschirmschoner den Mann während des Missbrauchs seiner zehnjährigen Stieftochter zeigt. Der Fall wurde am 2. Jänner 2008 bekannt.

Operation "Flo": Die Polizei deckt eine Kinderporno-Verteilung über den Server einer Wiener Internetfirma auf. 2.361 Usern aus 77 Ländern kann der Zugriff auf acht Videos nachgewiesen werden, 23 Verdächtige stammen aus Österreich. Aufgedeckt wird der Fall nach einem Hinweis der Internetfirma, dessen File-Sharing-Dienstleistung von den Pornogeschäftemachern missbraucht wurde. Bekannt wird der Fall am 7. Februar 2007.

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