Kinder wollten nicht auf Psychiatrie: Fahndung
Wir müssen Beschlüsse vollziehen, das ist manchmal traurig“, gestand Markus Plazer, stellvertretender Leiter des Landeskriminalamts Kärnten, am Montag ein. Wie der KURIER bereits exklusiv berichtete, kämpft eine Kärntnerin um ihre Kinder: „Man hat mir Mitte Juni meine drei Söhne weggenommen, weil ich angeblich nicht in der Lage bin, für sie zu sorgen.“ Die Buben wurden auf Antrag des Jugendamtes in die Kinderpsychiatrie gebracht. Von dort waren zwei der drei Buben am Freitag ausgerissen.
Auf dem Weg zum Bahnhof riefen die Kinder ihre Mutter an. Die holte sie ab und brachte sie schweren Herzens zurück zur Kinderpsychiatrie. Doch der 13- und der Elfjährige weigerten sich, auszusteigen. Es folgten stundenlange Verhandlungen mit Betreuern und Exekutive. Plazer: „Ich selbst war fast drei Stunden dort. Kein Kind wird mit Gewalt zurückgebracht.“ Letztlich fuhr die Frau mit den Kindern im Auto weg.
„Darauf folgte natürlich eine Abgängigkeitsanzeige des Krankenhauses. Nach der Familie wurde gefahndet“, erklärt Plazer. Gegen 23 Uhr wurden die Kinder dann im Polizeiauto in Begleitung der Mutter wieder zur Kinderpsychiatrie gebracht. Die Frau selbst wurde dem Amtsarzt vorgeführt, weil die Befürchtung eines Suizids im Raum stand. Der Arzt stellte fest, dass „zum aktuellen Zeitpunkt“ keine psychischen Störungen vorlägen. Die Frau wird jedoch angezeigt, sagt Plazer: „Es geht um Entziehung aus behördlich angeordneten Maßnahmen.“
Abklärung
Das Jugendamt beteuert, dass die Kinderpsychiatrie in diesem Fall für das Kindeswohl unabdingbar gewesen sei: „Eine Abklärung war unbedingt notwendig. Wir betreuen die Familie seit zehn Jahren“, betont Andrea Müller-Tschebull, Leiterin des zuständigen Jugendamtes. Dass sich die Buben mittlerweile selbst verletzten, so wie von der Mutter behauptet, sei nicht dokumentiert.
Die Mutter will nicht aufgeben und hat sich an einen Anwalt gewandt, der Anzeigen gegen Jugendamt und Kinderpsychiatrie vorbereitet. Primarius Wolfgang Wladika von der Kinderpsychiatrie: „Der aktuelle Fall ist ganz ohne Gewalt abgelaufen. Wir sind die einzige umfassende Betreuungsalternative bei Gefahr im Verzug, also bei Verwahrlosung, Missbrauch oder Misshandlung.“ Und er versichert: „Ich verstehe, dass Kinder weg wollen, aber wir geben unser Bestmöglichstes.“
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