Kein Verschnaufen für Flüchtlinge und Helfer am Tag zwei
Am Sonntag hielt der Flüchtlingsstrom an: 5000 passierten die österreichische Grenze.
Sonntagnachmittag in Nickelsdorf: Zwei syrische Flüchtlinge suchen sich Gewand aus, das freiwillige Helfer gebracht und aufgelegt haben. Daneben räumen Mitarbeiter der Straßenmeisterei den Grenzübergang auf. Essensreste und in der Eile vergessene Kleidungsstücke, der in der Nacht zuvor angekommenen Flüchtlinge werden mit dem Schneepflug beseitigt.
„Es herrscht Ruhe vor dem Sturm“, sagt ein Polizeibeamter am Tag zwei nach der Öffnung der Grenzen. Eine weitere Flüchtlingswelle wird erwartet.

Tausende kommen nach
Laut Foitik sollen sich zwischen 5000 und 7000 Menschen an der ungarisch-serbischen Grenze befinden, die die ungarische Polizei in den nächsten 24 Stunden passieren lassen würde. Die meisten Migranten reisten auch am Sonntag von Nickelsdorf zunächst nach Wien. Dort hatte sich vor allem der Westbahnhof als zentrale Drehscheibe bewährt.
Abdulmatik Alkhaled erreicht den Bahnhof Sonntagfrüh. Er ist nicht mit dem Zug, sondern mit einem Pkw von Ungarn gekommen. 1500 Euro hat er für die Fahrt zahlen müssen. Aber das Geld war es ihm wert, um nur aus Ungarn wegzukommen.
„Ich bin so glücklich! Ich bin in Österreich! Jetzt wird alles gut“, sagt er und die Erleichterung kann man in seinen Augen ablesen. Weiterreisen wollte Alkhaled am Sonntag noch nicht. Ein Freund, mit dem er gemeinsam von Syrien bis nach Ungarn gereist war, war noch nicht nach Österreich gekommen. Auf ihn wollte er warten, bevor es weitergeht nach Deutschland. Jetzt heißt es aber erst einmal ausruhen und die Reserven aufladen.
Engagement
Damit es genug Lebensmittel, Kleidung oder auch Hygieneartikel für die ankommenden Flüchtlinge gab, waren auch am zweiten Tag Hunderte Freiwillige unter anderem auf dem Westbahnhof im Einsatz. 160 Caritas-Mitarbeiter sortierten die abgegebenen Sachspenden, standen bei Fragen zu Verfügung, brachten eine warme Decke oder eine dicke Jacke, wenn jemandem kalt war.
„Der Westbahnhof könnte Vorbild für ganz Europa werden“, sagte Caritas-Präsident Michael Landau bei einer Pressekonferenz, bei der er auch sichere und legale Zugänge zum Asylverfahren sowie einen Schulterschluss von Bund, Ländern, Gemeinden und Zivilgesellschaft forderte. „Europa steht an einem Scheideweg. Leben oder Tod – welches Europa wollen wir?“
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