Katzenjammer im Olympialager

Auch die Vielzahl an prominenten Sportlernvermochten keine Euphorie zu entfachen.
Unterstützer rätseln vor allem über das Volksbefragungs-Nein im Wintersportort Kitzbühel.

Als "Watsch’n" bezeichnet Karl Stoss im KURIER-Interview (siehe Sport, Seite 14) das Ergebnis der sonntäglichen Volksbefragung. Die Tiroler haben die vom ÖOC-Präsidenten forcierte Kandidatur für Winterspiele 2026 im Keim erstickt. Über 53 Prozent erteilten dem Projekt eine Absage. Besonders enttäuscht zeigt sich Stoss von der Abfuhr in Kitzbühel.

Die Bezirkshauptstadt organisiert immerhin Jahr für Jahr das spektakulärste Rennwochenende im Ski-Weltcup-Zirkus und lebt vom Tourismus. Nur 47 Prozent der Kitzbüheler konnten sich für die Idee erwärmen, Olympische Spiele ein drittes Mal nach 1964 und 1976 nach Tirol zu holen.

Josef Burger, Aufsichtsratschef im Tourismusverband und Boss der Bergbahnen in der Gemeinde, kann die ablehnende Haltung nicht verstehen. "Ich war ein Verfechter der olympischen Idee und finde es schade, dass sich das Land nicht bewirbt", sagt er.

Zwiespältiges Ergebnis

Winterspiele wären seiner Ansicht nach auch für Kitzbühel eine Chance gewesen, obwohl es selbst nicht als Austragungsort im Konzept vorgesehen war. "Ich bin der Meinung, dass Olympia in Tirol die gesamte Region ins Fenster gestellt hätte. Jeder hätte davon profitieren können", vermutet Burger.

In anderen bekannten Tourismusorten wie Mayrhofen im Zillertal und Sölden im Ötztal hat das die Bevölkerung wohl ebenfalls so gesehen. Auch hier hätten keine Bewerbe stattgefunden und es gab ein Ja. Genauso wie in Ischgl, wo sich 83 Prozent für eine Kandidatur von Innsbruck-Tirol aussprachen.

Auch Hannes Parth, Seilbahn-Chef von Ischgl, kann das Kitzbüheler Ergebnis nicht nachvollziehen, wie er sagt und meint: "Da darf man sich dann nicht wundern, wenn Leute in Gemeinden, die wenig mit Tourismus zu tun haben, dagegen stimmen." Laut Parth ist es bei der Kampagne zu wenig gelungen, "der städtischen Bevölkerung den Wert von Winterspielen zu erklären".

In nahezu allen nur ansatzweise urbanen Räumen stieß die Bewerbung auf Ablehnung. Das trifft vor allem auf die Tiroler Landeshauptstadt zu. Über 67 Prozent der Wähler stimmten gegen eine Neuauflage von Olympischen Spielen. Dass das Konzept der Befürworter darauf baute, nur ein Drittel der Bewerbe in Innsbruck über die Bühne zu bringen und so die Belastung für Innsbruck zu verringern, vermochte nicht zu überzeugen.

Die dritte Abfuhr

Das war letztlich keine große Überraschung. Immerhin hatten sich die Wähler in der Stadt in den 1990er-Jahren schon zwei Mal gegen Bewerbungen ausgesprochen. 1997 blockierte das Innsbrucker Nein aufgrund einer Veto-Stellung sogar ein Gesamt-Tiroler Ja. Doch beim nunmehrigen Anlauf hatten die Gegner auch ohne die Nein-Stimmen aus Innsbruck, knapp die Nase vorne. Die mit großem Aufwand betriebene PR-Tour für Olympia ist somit klar gescheitert.

Das Nein ist letztlich auch eine Niederlage für die ÖVP in Stadt und Land, die sich angeführt von Landeshauptmann Günther Platter für eine Bewerbung stark gemacht hat. Dass das – angesichts von Landtags- und Gemeinderatswahlen 2018 – nur halbherzig passierte, dürfte dem Begehren nicht gerade genützt haben. Auch Innsbrucks Bürgermeisterin (Für Innsbruck) machte sich nicht offensiv für die Bewerbung stark.

Sie muss sogar froh sein, dass das Thema vom Tisch ist. Hätte es trotz der breiten Ablehnung in Innsbruck ein Ja für eine Kandidatur gegeben, wäre das ein schwerer Malus für die von ihr im kommenden Frühjahr angepeilte Wiederwahl gewesen.

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