Kasse droht Ärzten mit Kündigungen

Über die Feiertage dürfen nur mehr 50 Prozent der Kassenärzte Urlaub nehmen
Land hat Kammer die Organisation entzogen. Das neue Motto lautet: "Wer zahlt, schafft an."

Die Gesundheitsversorgung in Kärnten kränkelt: das beweisen geschlossene Ordinationen, Lücken im Ärztenotdienst und daraus resultierend überfüllte Spitäler. Das Land Kärnten hat der Ärztekammer jetzt die Organisation des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes entzogen und der Kärntner Gebietskrankenkasse (KGKK) übertragen.

"Wer zahlt, schafft an!" So könnte man das Ergebnis eines Gesundheitsgipfels beschreiben, an dem am Dienstag in der Kärntner Landesregierung Vertreter der Politik, der Ärztekammer, der KGKK und des Roten Kreuzes teilnahmen. In Zukunft wird die Kasse die Einteilung der Bereitschaftsdienste der Hausärzte an Wochenenden und Feiertagen übernehmen.

Wie es sich herausstellte, waren in Kärnten über Weihnachten 159 von 255 niedergelassenen Medizinern auf Urlaub. Als die Grippewelle Patienten und zahlreiche der 96 diensthabenden Ärzte erfasste, kollabierte das System. "Statt wie üblich 50 Anrufe an einem gewöhnlichen Vormittag verzeichnete die Rettungsleitstelle plötzlich 420", skizziert Bernhard Dreschl, Landesstellenleiter des Roten Kreuzes, den Engpass an Hausärzten. Die Lage normalisierte sich bis heute nicht, was Gang-, Warte- und Einschubbetten in den Spitälern belegen.

Nachmittags geöffnet

Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) macht die Ärztekammer für den "Skandal" verantwortlich und überträgt nun die Koordination an die Kasse. "Maximal 50 Prozent der Hausärzte dürfen künftig zu den Feiertagen Urlaub nehmen, um den Bereitschaftsdienst sicherzustellen. Die Pläne müssen drei Monate im Voraus erstellt und veröffentlicht werden. Und von Montag bis Donnerstag wird in den Ordinationen auch nachmittags verstärkt ordiniert", lautet Prettners Vorgabe.

"Einzelmassagen"

Umzusetzen hat sie KGKK-Direktor Johann Lintner. Er will Hausärzte "verstärkt darauf hinweisen, dass es sich um eine Verletzung des Kassenvertrages handelt, wenn sie nicht für eine Vertretung sorgen und so die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung gewährleisten."

Sollten Dienstpläne dennoch nicht rechtzeitig stehen, will er "nachjustieren." Dann den Ärzten "Einzelmassagen" verabreichen. Und letztlich droht er mit Sanktionen. "Wenn es wiederholt Probleme bei der Koordination der Bereitschaftsdienste gibt, wird der Kassenvertrag des betroffenen Arztes aufgekündigt", lässt Lintner die Muskeln spielen. Erste Nagelprobe wird die Diensteinteilung für Ostern; bis Ende Februar soll sie stehen.

Wie er die Öffnung von Ordinationen an Nachmittagen erwirken will, skizzierte Lintner ebenfalls: "Neben dem Appell an die Ärzte, dies besser untereinander abzustimmen, werden wir künftig mit neuen Kassenärzten nur noch dementsprechende Verträge abschließen."

Gert Wiegele, Kurienobmann der Ärztekammer für die niedergelassenen Ärzte, war am Dienstag übrigens anzumerken, dass er die Ausbootung durch die GKK gelassen sieht. "Wir werden mithelfen, um die Lücken im System zu schließen. Wenn aber eine derartige Situation wie in den letzten Wochen eintritt, wird es auch künftig Probleme geben", prophezeit er.

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