Tödliche Nachbarschaftshilfe

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Balkon eines Einfamilienhauses bei Renovierungsarbeiten abgestürzt. Ein Toter, sechs Verletzte.

Raunach ist eine kleine Siedlung im Kärntner Bezirk Feldkirchen. Die Menschen leben großteils von der Landwirtschaft. Hier wird Nachbarschaft gelebt, hier helfen einander die Leute, wenn angepackt werden soll. Doch ausgerechnet dieser Akt der Menschlichkeit war laut ersten Erkenntnissen der Polizei für einen tragischen Unfall verantwortlich: Bei nachbarschaftlichen Renovierungsarbeiten an einem Einfamilienhaus stürzte der Balkon ab. Der 46-jährige Hausbesitzer kam dabei ums Leben, dessen Sohn sowie fünf weitere Männer aus der Nachbarschaft wurden teilweise schwer verletzt.

Der Unfall ereignete sich am Samstag gegen Mittag. Das betroffene Haus ist im Untergeschoß bewohnt, gleicht jedoch ansonsten einer Ruine. Die Renovierungsarbeiten waren bereits im Gange, diesbezüglich war auch eine Firma beauftragt, wovon ein entsprechendes Schild zeugt. "Aber hier helfen wir zusammen, nachbarschaftliche Hilfe ist bei uns großgeschrieben", betont eine Anrainerin und Augenzeugin des Unglücks.

Fünf Männer seien am Balkon gestanden und hätten versucht, ein Bauschuttrohr auf die vier Mal eineinhalb Meter große Balkon-Plattform zu heben, zwei Männer hätten sich darunter aufgehalten. "Offenbar hat wegen der Gewichtsbelastung eine Eisenaufhängung am Balkon nachgegeben", sagt der Feldkirchner Bezirkspolizeikommandant Arnold Holzmann. Die Männer stürzten rund sechs Meter in die Tiefe. Sie und die weiteren Opfer wurden von den massiven Beton- und Schutt-Teilen getroffen.

Hausbesitzer starb

Der 46-jährige Hausbesitzer erlitt dabei multiple Quetschungen des Oberkörpers. Trotz Wiederbelebungsmaßnahmen der verständigten Helfer starb er noch an der Unfallstelle. Die fünf teilweise lebensgefährlich verletzten Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren erlitten Knochenbrüche, Wirbelverletzungen Prellungen und Quetschwunden. Sie wurden ins LKH Villach, ins UKH und ins Klinikum Klagenfurt geflogen. Ein weiterer Mann wurde leicht verletzt.

Die Meldung vom tragischen Vorfall machte in der Kleinsiedlung rasch die Runde. In Gruppen standen oder saßen die Personen auf den Wiesen und suchten das Gespräch mit den Nachbarn und den zahlreichen Helfern des Kriseninterventionsteams. "Das Tragische an diesem Unglück ist, dass es sich bei allen Betroffenen um Familienangehörige und Freunde handelt", betont Thomas Pawlik, Einsatzleiter des Roten Kreuzes.

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt hat am Samstagnachmittag einen Bausachverständigen beauftragt, die Baustelle zu untersuchen. Auch das Arbeitsinspektorat wurde eingeschaltet.

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