361 Otter im Fadenkreuz der Wahlstrategen

Der geschützte Fischfresser wird nun in den Wahlkampf gezogen
Rasche Marderjagd wird zum tierischen Wahlkampfthema. Nur die SPÖ hat sich nicht positioniert.

Im Wahlkampf macht so mancher Kandidat gerne im übertragenen Sinn aus einer Mücke einen Elefanten. Doch im Werben um Kärntner Wählerstimmen wird es jetzt wirklich tierisch: FPÖ-Spitzenkandidat und Jagdreferent Gernot Darmann will noch rasch vor dem Urnengang am 4. März die Bejagung von Fischottern durchboxen. Die SPÖ, sein größter Konkurrent im Kampf um die Nummer-eins-Position im Land, müsste die Freigabe absegnen – sie ist aber unschlüssig, ob sie sich als Jäger oder Schützer der Tiere positionieren soll.

Darmann wird heute einen Bericht des Zoologischen Instituts der Uni Graz erhalten, auf den er seit vielen Monaten wartet: und dieser zeigt, dass die Otter das Ökosystem in Kärntens Fischereigewässern aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Zoologe Steven Weiss hat aufgrund gentechnologischer Untersuchungen die Zahl der Otter ermittelt.

Zahl verdoppelt

"Es sind 361 Individuen alleine in Fließgewässern. Teiche und Seen haben wir gar nicht untersucht", berichtet Weiss und betont: "Das ist eine im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hohe Zahl, die den Fischbestand vor allem im Görtschitz- und Gurktal stark beeinträchtigt." Im Vergleich zu 2014 seien doppelt so viele gefräßigen Räuber unterwegs, während der Fischbestand teilweise um 80 Prozent gesunken sei.

Darmann hat damit schwarz auf weiß, dass der Erhaltungszustand der Fischotter nicht in Gefahr ist, wenn Tiere, wie er verlangt, "maßvoll entnommen" werden. Er hat eine Verordnung vorbereitet, die Folgendes vorsieht: Männliche Tiere sollen mit Fallen zwischen 1. März und 31. Oktober entnommen werden dürfen. Zwischen November und Februar sind alle Tiere bejagbar. Diese Regelung würde für Gebiete mit Äschen- und Forellenbeständen sowie für Fischzuchten gelten.

Jagd vor der Wahl

"In Kraft treten soll die Verordnung vor der Wahl", sagt Darmanns Büroleiter Siegfried Jost. Er geht davon aus, dass in der Regierungssitzung am 27. Februar die Beschlüsse gefasst werden, um dann zum Halali blasen zu können. Und damit wird der Otter in der Intensiv-Wahlkampfphase zum Thema, an dem sich Wahlstrategen und Politiker die Finger verbrennen könnten.

Das Okay des Team Stronach gilt als fix, immerhin ist Gerhard Köfer Fischereireferent. Die ÖVP lehnt sich leicht aus dem Fenster, denn Christian Benger hält "maßvolle Maßnahmen angesichts der leergefischten Flüsse" für angebracht. Grünen-Chef Rolf Holub will "schützen nicht schießen", wie er sagt. Er gäbe auch die Möglichkeit der Vergrämung.

SPÖ setzt auf Zeit

Die Jagdfreigabe steht und fällt folglich mit der SPÖ. "Wir warten, bis das Gutachten der Uni Graz öffentlich ist und wir Darmanns Verordnungs-Vorschlag sowie eine Experten-Meinung vorliegen haben", heißt es aus dem Büro von Landeshauptmann Peter Kaiser.

Klar ist hingegen die Meinung der Umweltorganisation WWF, die "mit großer Besorgnis" die Jagdbestrebungen in Kärnten beobachtet. Die alpine Population des Fischotters sei nach wie vor nicht in einem guten Erhaltungszustand und die angedachte Bejagung nicht EU-rechtskonform, heißt es.

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