Herzstillstand nach "K.o.-Tropfen"

ARCHIV - ILLUSTRATION - Ein Mann schüttet am 28.01.2010 in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) Tropfen in ein Glas. Auf einer Karnevalsfeier vom 09.02.2013 auf den 10.02.2013 in Fulda, sind mehrere Frauen entgegen ersten Annahmen wohl doch nicht mit K.o.-Tropfen außer Gefecht gesetzt worden. In den Urin- und Blutproben der Betroffenen konnten keine Betäubungsmittel nachgewiesen werden. Foto: Achim Scheidemann/dpa (zu dpa/lhe "Doch keine K.o.-Tropfen auf Fuldaer Karnevalsfeier" vom 20.02.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Ein Unbekannter mischte einer 19-jährigen Kärntnerin Drogen in ihr Getränk. Die junge Frau wird im Krankenhaus gerettet.

Eine K.-o.-Tropfen-Attacke kostet in Villach eine 19-jährige Maturantin beinahe das Leben. Wie gestern, Samstag, bekannt wurde, träufelte ein noch Unbekannter dem Mädchen in einer Diskothek die Tropfen in den Drink.

Die junge Frau bekam Kreislaufprobleme, übergab sich und brach schließlich zusammen. Der gefährliche Vorfall liegt bereits zwei Wochen zurück. „Das war medizinisch gesehen ein absoluter Notfall“, erklärte Oberst Gottlieb Türk vom Landeskriminalamt Kärnten. Die Schülerin überlebte den Anschlag wahrscheinlich nur, weil Bekannte vor Ort sie sofort ins Krankenhaus brachten. Die Ärzte konnten – trotz Herzstillstandes – ihr Leben retten. Mittlerweile hat sich der Gesundheitszustand des Opfers, so die Behörden, stabilisiert.

Doch dieser K.-o.-Tropfen-Anschlag dürfte nicht der Einzige gewesen sein. Denn die Exekutive ermittelt in Villach in zwei weiteren Fällen. Oberst Türk: „Von ärztlicher Seite besteht dahingehend ein dringender Verdacht. Wir warten noch die Ergebnisse der Gerichtsmedizin ab.“

Aktuell laufen Zeugenbefragungen unter den Gästen der Disco. Die Auswertung der Video-Aufzeichnungen aus dem Lokal brachten keine Hinweise auf den oder die Täter. Die Polizei rät, bei plötzlicher Übelkeit sofort einen Arzt zu kontaktieren.

Es sollte ein lustiger Abend mit ihren Freundinnen bei einem Zeltfest im Nordburgenland werden. Laura Z. (Name geändert) hat Spaß, an der Bar lädt ein Bekannter die 19-Jährige und ihre Clique auf ein Getränk ein. „Ich weiß nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin. Ich hatte einen Filmriss“, erzählt Laura Z. In der Früh wird sie munter, klagt über Übelkeit und Kopfschmerzen. Erinnern kann sie sich an nichts mehr. Laura dürften K.-o.-Tropfen in ihr Getränk gemischt worden sein.

Lauras Schicksal ist kein Einzelfall. Das weiß Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. „Die Erfahrung zeigt, dass gerade im Sommer bei den Freiluft-Partys und Festivals, die Anzahl der Opfer von K.-o.-Tropfen in die Höhe geht“, sagt Sprecherin Julia Valsky. Daher startete das Frauenministerium eine Informationsoffensive „K.-o.-Tropfen“. Bei den Ö3-Discos sowie beim kommenden Beachvolleyball-Turnier in Klagenfurt machen Flyer und Plakate junge Frauen auf die Gefahr der Tropfen aufmerksam.

Die Dunkelziffer bei solchen Delikten dürfte hoch sein. Denn die Tropfen, die ihre Opfer wehrlos machen, können nur wenige Stunden nach der Einnahme nachgewiesen werden. Diese Zeit lassen die Opfer meist verstreichen, was die Verfolgung der Täter erschwert, weiß Sozialpädagogin Jutta Zagler von der burgenländischen Mädchen-Plattform MonA-Net. „Das Problem mit den K.-o.-Tropfen wird stärker. Im Burgenland gibt es aber nur wenige Anzeigen.“ Da man K.-o.-Tropfen weder sehen, riechen noch schmecken kann, gibt es für Betroffene kaum Möglichkeiten sich zu schützen, so Mario Hejl, Sprecher des Bundeskriminalamtes.

Leicht zu beschaffen

Die Tropfen seien leicht zu beschaffen, weiß Jutta Zagler. „Die Substanzen kann man als Felgenreiniger kaufen, den Mix findet man im Internet.“ Zagler kennt dramatische Fälle. Anna (Name geändert), die bei einem Dorffest mit Freundinnen Bacardi-Cola an der Bar trank, wurde schwindelig. Stunden später wachte sie in einem Feld auf. Vergewaltigt und ausgeraubt. Sie leidet seit dem Vorfall unter Duschzwang.

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