"Jägerlatein": WWF und Forscher kritisieren Pröll scharf

Das Thema Wolf ist stark emotional besetzt
Tierschützer weisen Vorwürfe, Wölfe oder Otter ausgesetzt zu haben, zurück.

Für heftige Reaktionen haben Aussagen des nö. Landesjägermeisters Josef Pröll im KURIER-Interview vom Sonntag gesorgt. Besondere Entrüstung löste Prölls Andeutung aus, der Wolf sei ebenso wie Fischotter oder Biber "von Ökoaktivisten ausgesetzt worden".

"Wir wehren uns kategorisch gegen jeglichen latenten Vorwurf, Arten wie Fischotter oder Wolf in Österreich angesiedelt zu haben. Die Tiere sind von selbst in ihren ehemals angestammten Lebensraum zurückgekehrt. Das ist Tatsache. Die Behauptung von gezieltem Aussetzen und Ansiedeln ist unter der Kategorie ‚Jägerlatein‘ abzuhaken", sagt Christian Pichler, Artenschutzexperte des WWF Österreich. Dass sich ehemals ausgestorbene Tierarten wieder angesiedelt haben, sei das Resultat der Umsetzung nationaler, europäischer und internationaler Gesetze.

Strenge Kriterien

Das Institut für Vergleichende Verhaltensforschung von Otto König und die Stadt Wien haben laut WWF in den 1970er- und 80er-Jahren 47 Biber ausgesetzt. Die 15 kanadischen seien eingegangen, die anderen verbreiteten sich. Wiederansiedlungen seien bei Bartgeier und Steinbock erfolgt. "Aktive Ansiedelungen sind nur unter strengsten Kriterien möglich. So wäre auch der Steinbock heute im Alpenraum ausgestorben, wenn nicht durch das Engagement der Jäger diese Tierart aktiv angesiedelt worden wäre", stellt Pichler fest. Er fordert Pröll auf, kein "Öl ins Feuer zu gießen."

Dass Pröll beim jüngsten Landesjägertag von 50 Wölfen in Österreich sprach, entbehre jeder Grundlage. "Aktuell leben sieben Wölfe in Österreich", betont Pichler.

Hier agiere Pröll mit "alternativen Fakten" meldet sich auch der österreichische Wolfsforscher und Leiter des Wolfsforschungszentrums im niederösterreichischen Ernstbrunn, Kurt Kotrschal, zu Wort: "Es wurden niemals Wölfe in Österreich oder Niederösterreich ausgesetzt." Zu der von Pröll angesprochenen "Balance", für die sich Jäger einsetzen, meint Kotrschal: "Es gibt 30.000 Jäger in NÖ und sieben Wölfe, die sich hier bislang weder an Nutztieren vergriffen haben, noch Leuten zu nahe kamen." Jäger seien nicht sonderlich gut darin, "Gleichgewichte" zu erhalten, "sonst gäbe es in Österreich keine weiter steigende Überpopulation bei Rot- und Schwarzwild, teils mit grassierenden TBC-Epidemien".

Alarmglocken

"Durch Abschuss einzugreifen, bedeutet, streng geschützte Tiere zu töten, ohne zu wissen, was man tut", warnt Kotrschal. Bei ihm als Bürger und unabhängiger Wissenschaftler würden angesichts des bedrohten Artenschutzes in NÖ "die Alarmglocken läuten".

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