"Integrationsgemeinde 2015": Jetzt voten die KURIER-Leser

Peter und Sonja Schwarz (Mitte) betreiben ein Hotel und eine Flüchtlingsunterkunft: Saddam (li.), Feyzahmad und die kleine Osna sind für sie wie Gäste.
Die Nominierungsphase ist zu Ende. In den kommenden zwei Wochen können 50 Gemeinden bewertet werden.

Es gibt sie in Österreich. Städte und Dörfer, die Asylwerber aufnehmen, um sie vom Start weg ins Gemeindeleben zu integrieren. Und genau diese Gemeinden, mit ihren engagierten Privat-Initiativen und aktiven Kommunalpolitikern stehen beim KURIER-Bewerb "Integrationsgemeinde 2015" in der Auslage.

Ab heute, Sonntag, startet das große Voting durch die KURIER-Leser. 50 Gemeinden aus Österreich sind für den Titel nominiert. Es geht darum, jetzt fünf Top-Gemeinden herauszufiltern (es zählen die meisten Likes). Aus diesen Top Five wählt eine hochkarätige Jury den Sieger. Folgende Gemeinden stehen jetzt zur Wahl auf kurier.at/integration, wo Sie auch eine ausführlichere Beschreibung der Bewerber-Gemeinden finden.

Niederösterreich

Bad Vöslau Aus dem erfolgreichen Mediationsprozess um einen Moscheebau entstand der umtriebige "Arbeitskreis Integration".

Altenmarkt Seit 35 Jahren werden Flüchtlinge untergebracht. Derzeit sind es 170 bei rund 2000 Einwohnern.

Eichgraben Bürger geben Deutschkurse, organisieren Kinderwagen, Fahrräder und Dinge des täglichen Gebrauchs.

Heidenreichstein Zirka 70 Flüchtlinge finden seit zwei Jahren in der Waldviertler Gemeinde ein umsorgtes Zuhause.

Klosterneuburg Bürgerinitiative und Politik unterstützen die Flüchtlinge.

Litschau Ein eigener Asyl-Stadtrat, ein syrischstämmiger Zahnarzt und Nachbarn kümmern sich um die Integration.

Maria Enzersdorf Bis zu 50 Ehrenamtliche sind im Einsatz, um Asylwerbern im Alltag zu helfen.

Perchtoldsdorf Ein Netzwerk engagierter Bürger versorgt acht Flüchtlingsfamilien.

Puchenstuben Die Kleingemeinde beherbergt seit einem Jahrzehnt 40 Asylwerber.

St. Andrä-Wördern Der Verein "Grenzenlos" kümmert sich um alle Menschen, die in der Region Fuß fassen wollen.

Spitz an der Donau Seit 2003 arbeiten Freiwillige und Asylwerber in der Wachaugemeinde zusammen.

Waidhofen an der Ybbs 55 Nationen leben in der Stadt. Derzeit läuft die Themenwoche "Building Bridges".

Burgenland

Gols Asylwerber engagieren sich im Altenheim. Seit März arbeiten vier täglich im Diakonie-Zentrum mit.

Neudörfl Asylwerbern und Flüchtlingen zu helfen, hat hier Tradition. Bürgermeister Dieter Posch: "Es ist ganz einfach: Wir haben keine Berührungsängste mit Ausländern."

Luising 16 Asylwerber bei 85 Einwohnern, auch das kann funktionieren.

Horitschon Flüchtlinge helfen bei Weinlese.

Stinatz Seit den 1980er-Jahren werden Flüchtlinge aufgenommen.

Strem Eine Familie kümmert sich aufopfernd um die Asylwerber.

Wolfau 72 Flüchtlinge aus 14 Nationen werden ins Dorfleben integriert.

Oberösterreich

Altmünster Die "Plattform Altmünster für Menschen" kümmert sich unentgeltlich um die Bedürfnisse der Asylwerber.

Gallneukirchen 70 Ehrenamtliche arbeiten als Betreuer für die Flüchtlinge.Großraming55 Freiwillige unterstützen Asylwerber.

Gutau Rund 30 Ehrenamtliche engagieren sich regelmäßig als Helfer.

Haslach Einkaufskorb-Aktion oder Deutschkurs für Neuankömmlinge .

Obernberg am Inn Flüchtlinge beherbergen hat Tradition.

Schwanenstadt Das "Netzwerk Zuversicht" hilft Asylwerbern bei der Integration. Die Gruppe will Perspektiven aufzeigen

Zwettl an der Rodl 44 Flüchtlinge, davon 20 Kinder, gehören zum Gemeindeleben (siehe Bericht unten).

Kärnten

Bad Eisenkappel Seit Jahrzehnten werden hier Flüchtlinge betreut.

Ferlach Die Gemeinde setzt Schwerpunkte für Kinder und Jugendliche.

St. Andrä im Lavanttal Kurse werden angeboten, Feierlichkeiten organisiert, der Pfarrgemeinderat versucht, Brücken zu bauen.

Straßburg im Gurktal 60 Asylwerber leben friktionsfrei im Ortskern – obwohl es einen FPÖ-Bürgermeister gibt.

Weitensfeld Der "Bärenwirt" fungiert als offenes Haus für Einheimische und Flüchtlinge.

Steiermark

Gleisdorf Ehrenamtliche bieten Sprach- und Malkurse sowie Wanderausflüge an.

Kirchberg a.d. Raab Deutschkurse und Angebote vom Pfarr- und Geschichtsverein.

Markt Hartmannsdorf Außerhalb der Unterrichtszeit gibt es Deutschunterricht im Schulgebäude.

Mariazell Unterstützung für das "Integrationsfest" der Asylwerber, Sprachkurs.

Passail Ehrenamtliche geben Deutschunterricht, Sport- und Kochaktivitäten.Weiz Lerngruppen organisiert von der Initiative "Way of Hope" und "Nationentreff".

Salzburg

Annaberg Rund 25 Asylwerber sind in einer ehemaligen Frühstückspension untergebracht und helfen in der Gemeinde mit.

Berndorf Auf Initiative des Bürgermeisters wurde das katholische Jungscharheim für Flüchtlinge geöffnet.

Faistenau 15 Flüchtlinge renovierten ein Privathaus, in dem sie untergebracht sind, kurzerhand selbst.

Puch bei Hallein Als Vorzeigeprojekt gilt das ortsansässige Caritasheim, das es bereits seit zehn Jahren gibt.

Stadt Salzburg Zahlreiche Projekte fördern Integration, z. B. verrichten Asylwerber Gartenarbeiten oder wirken bei Aufräumaktionen mit.

Tirol

Kitzbühel In der Gamsstadt haben 40 Asylwerber in einem alten Hotel Quartier bezogen.

Stans Ein Quartier für Asylwerber ist im Gemeindeamt. Eine pensionierte Lehrerin gibt Deutschunterricht.

Innsbruck Aufzeigen statt Wegducken ist das Motto der Stadt Innsbruck.

Eben am Achensee Das Hauptaugenmerk wird auf die Förderung der Deutschkenntnisse gelegt. Zu diesem Zweck bieten Freiwillige vier Mal pro Woche Kurse an.

Vorarlberg

Alberschwende "Wir sind Asyl" lautet das Bekenntnis einer Initiative in Alberschwende. Das 3000-Einwohner-Dorf stellte sich gegen die Abschiebungen von Flüchtlingen.

Batschuns Nach einem Brandanschlag hat sich eine Initiative gebildet, die sich solidarisch mit den Flüchtlingen zeigen wollte.

Raggal 850 Einwohner zählt das Bergdorf. 35 davon sind Flüchtlinge – sie sind Gemeindebürger wie andere auch.

Feldkirch "8 Nationen – ein Verein!", lautet des Credo des FC Tosters 99, einem Fußballclub.

Der Zwettlerhof der Familie Schwarz hat lange Tradition. Dass dort einmal Flüchtlinge leben würden, neben Wirtshaus und Sport-Vital-Hotel, damit hatte keiner gerechnet. Doch Peter Schwarz, promovierter Wirtschaftswissenschaftler, fasste Ende 2013 mit seiner Frau Sonja den Entschluss, Asylwerber aufzunehmen. Nicht im Vital-Hotel, dafür aber in den gut ausgestatteten Räumlichkeiten der ehemaligen Pension direkt am Marktplatz.

Eineinhalb Jahre später ist der Zwettlerhof ein Ort, der als Musterbeispiel für eine Flüchtlingsunterkunft gilt und Zwettl eine Gemeinde, die auch das Land Oberösterreich positiv erwähnt. Weil alles „sehr gut hinhaut“, wie Bürgermeister Roland Maureder bestätigt. „Die Multiplikatoren haben von Anfang an mitgespielt. Der Bürgermeister, die Verantwortlichen in den Bildungseinrichtungen, die Pfarre, der Arzt“, gibt Schwarz das Lob zurück.

Strukturen

Und die Bevölkerung? Sehr viele Einheimische engagieren sich, wollen helfen und spenden – am Anfang wurden die Neuankömmlinge regelrecht mit Kleidung überschüttet. „Zu viel Engagement hat manchmal auch seine Schattenseiten“, sagt Schwarz. „Man muss klarmachen, wie weit Ehrenamtlichkeit gehen kann und was die alleinige Kompetenz von uns als Betreuern ist.“ Schließlich bräuchten auch die Flüchtlinge Privatsphäre und Strukturen, um ein möglichst normales Leben führen zu können. Dafür sorgt bei den Kindern und Jugendlichen aus dem Zwettlerhof nicht zuletzt die Schule. Für die Erwachsenen gibt es mehrmals pro Woche Deutschkurse, einige singen im Kirchenchor. Auch für die Gemeinde wurden schon ein paar Flüchtlinge gegen eine kleine Bezahlung tätig. Sie reinigten zum Beispiel den Marktplatz. „Das war eine ganz wichtige Aktion, weil die Leute aus dem Ort gesehen haben, dass sie mit Begeisterung dabei sind und sich einbringen wollen“, sagt Maureder. „Wir möchten den Flüchtlingen durch unterschiedlichste Angebote, aber auch durch gewisse Regeln Hilfe zur Selbsthilfe bieten“, ergänzt Peter Schwarz.

Derzeit sind im Zwettlerhof 44 Flüchtlinge untergebracht. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Tadschikistan, der Mongolei, dem Irak, Russland und Vietnam. Es sind Familien dabei, aber auch alleinstehende Männer. Und 20 Kinder, die auf den Gängen herumtollen und miteinander spielen. Wer als Besucher durch die beiden Stockwerke geht, sieht viele freundliche Gesichter und hört schöne Geschichten: Von Madina aus Tadschikistan und Arina aus Russland zum Beispiel, die im Zwettlerhof beste Freundinnen wurden. Von Saddam, der in einer Fußballmannschaft mitkickt oder von sieben Flüchtlingskindern, die seit dem Vorjahr hier im Mühlviertel das Licht der Welt erblickten.

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