Insolvente Bio-Fischzucht steht vor Verkauf

Alexander Quester ging mit geschäftlichem Traum baden.
Eine Handvoll Interessenten spitzt auf den Betrieb, sie könnten dabei ein Schnäppchen machen.

Die Zukunft der insolventen Bio-Fischzucht von Alexander „Ali“ Quester in Mariazell, Steiermark, soll in Kürze besiegelt werden. Der Betrieb, der als Questers Feines GmbH im Firmenbuch eingetragen ist, wurde vom Masseverwalter Erwin Bajc mittlerweile geschlossen, seit vergangenen Donnerstag steht er offiziell zum Verkauf.

„Es gibt fünf, sechs Unternehmen und Personen, die an einer Komplettübernahme interessiert sind“, sagt Quester. Ein Interessent kommt aus Deutschland, zwei potenzielle Käufergruppen bestehen aus privaten Investoren, dazu kommen ein Handelsunternehmen und Unternehmen aus der österreichischen Fischzuchtbranche.

„Die Interessenten werden voraussichtlich in den nächsten zehn Tagen die Karten auf den Tisch legen und ihre Angebote abgeben“, sagt Quester. „Fast alle wollen mich zwar wegen meines Erfahrungsschatzes weiter an Bord haben, aber eine operative Funktion kommt für mich nicht infrage.“

Wie berichtet, hat ein gewaltiges Unwetter die Forellen- und Saiblingszucht Ende August massiv geschädigt, zugleich ist ein Großkunde (eine Million Euro Umsatz) in Bereich Wildfleisch abgesprungen. Quester musste die Reißleine ziehen und Konkurs anmelden. Für den Unternehmer, der rund 1,5 Millionen Euro in den Betrieb investiert hat, ist ein Lebenstraum geplatzt.

In der Fischzucht-Branche hat man die geschäftlichen Aktivitäten des Quereinsteigers immer mit etwas Argwohn betrachtet. Das hatte zwei Gründe: Quester hat seine Fische an zwei Lebensmittelketten verkauft und musste dazu bei diversen anderen Züchtern Fische zukaufen.

Schwierige Branche

„Er hat Setzlinge und große Fische gekauft“, sagt der steirische Fischzüchter Hannes Igler zum KURIER. „Der Fisch ist ein sehr empfindliches Lebewesen, das in der Zucht nicht so einfach ist, wie man es gerne hätte. Sämtliche Witterungseinflüsse kommen erschwerend dazu.“ Nachsatz: „Interessant ist die Fischzucht nur in der Direkt-Vermarktung ab Hof und auf Märkten, also nahe am Kunden.“ Beim Großteil der heimischen Fischzuchtbetriebe handelt es sich um Familienunternehmen, die seit 50, 60 Jahre bestehen und gewachsen sind.

„Mit allen Höhen und Tiefen, die es dabei gibt“, sagt Igler. Beim Verkauf an den Lebensmittelhandel sei die Gewinn-Spanne generell niedrig. Wenn man dann auch noch die Fische zukaufen muss, weil man die Mengen ansonsten nicht liefern kann, dann bleibe unterm Strich nicht mehr viel übrig.

Jetzt geht es bei Questers Mariazeller Fischzucht ans Eingemachte. Ein Sachverständiger hat die gesamten Vermögenwerte für den Masseverwalter auf insgesamt 96.375 Euro geschätzt, davon entfallen 69.355 Euro auf die Betriebsausstattung und die Fischverarbeitungsanlagen. Bei einzelnen Maschinen entspricht der Schätzwert nur einem Drittel der ursprünglichen Anschaffungskosten. Also ein Fall für Schnäppchenjäger.

2400 Euro jährlich

„Es ist kein Geheimnis, dass es in der Regel sehr günstig ist, etwas aus einer Insolvenz heraus zu erwerben“, sagt Experte Markus Graf vom Gläubigerschutzverband AKV zum KURIER. Für die zwei Fischteich-Anlagen, die Quester gepachtet hat, müssen die potenziellen Käufer jährlich bloß 2400 Euro brutto Pacht aufbringen.

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