"Igor, der Russe": Ermittlungen wegen Fluchthilfe aus Wien

Der ehemalige Soldat soll für fünf Morde verantwortlich sein. Die italienische Polizei sucht nach Komplizen.

Nach einer monatelangen Jagd wurde in der Nacht auf Freitag in Spanien ein gefährlicher Straftäter gefasst. Dem ehemaligen serbischen Soldaten Norbert F. alias Igor Vaclavic oder "Igor, der Russe" werden fünf Morde in Italien und Spanien zur Last gelegt.

Die Spur führt auch nach Österreich: Mögliche Komplizen eines Unterstützernetzwerks sollen seine Flucht begünstigt haben. Die italienischen Ermittler suchen nun nach potenziellen Kontakten des 36-Jährigen. In Wien etwa soll ein aus Subotica – der Heimatgemeinde des Verdächtigen – stammender Serbe per Whatsapp "Igors" Angehörigen und Freunden Informationen übermittelt haben, berichtet die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera. Laut dem Staatsanwalt von Bologna, Marco Forte, hätten in den vergangenen Tagen Carabinieri österreichische Kollegen getroffen, um die Ermittlungen zu koordinieren.

Auch in Ungarn soll "Igor" Kontaktpersonen gehabt haben. Laut italienischen Medien waren die Behörden mehrerer europäischer Länder – darunter Serbien, Frankreich, Spanien und Österreich – bei der Fahndung nach dem 36-Jährigen vernetzt. In diesen Ländern sollen Familienmitglieder oder ehemalige Gefängniskameraden von "Igor" leben. Laut der Nachrichtenagentur ANSA überprüfen die italienischen Ermittler zehn Namen von Personen, die den Mann bei seiner Flucht konkret unterstützt haben sollen.

Verbrecherjagd

Mit der Festnahme des Serben in der spanischen Provinz Teruel in Aragonien geht eine der größten Verbrecherjagden Italiens zu Ende. Seit Jahren soll "Igor, der Russe" dort Raubüberfälle verübt haben. Zwei Komplizen seiner Bande, mit denen er 2015 mehrere Menschen in deren Häusern überfallen haben soll, wurden erst im Herbst zu langen Haftstrafen verurteilt. Auch im Gefängnis soll er Medienberichten zufolge bereits gewesen sein.

Am 1. April soll der Serbe dann in Budrio nahe Bologna den Besitzer einer Bar erschossen haben. Auf der Flucht hat er laut Behörden am 8. April in der Provinz Ferrara einen Wachmann getötet. Trotz Großfahndung – rund 800 Polizisten durchsuchten die umliegenden Wälder – gelang ihm offenbar die Flucht nach Spanien.

Dort soll er in der Provinz Teruel Anfang Dezember einen Bauernhof überfallen und zwei Menschen verletzt haben. In der Nacht auf Freitag kam es dann zu einer Schießerei auf einer Farm, auf der sich der Flüchtige versteckt haben soll. Er soll dabei zwei Beamte der Guardia Civil getötet haben. Auch ein Landwirt starb. Der Mann hatte die Ermittler auf die Spur des Serben gebracht.

Auf seiner Flucht hatte der Verdächtige schließlich einen Unfall, wie spanische Medien berichten. Er konnte unweit des Unfallwagens festgenommen werden. "Igor" trug zu diesem Zeitpunkt drei Waffen bei sich, darunter die zwei Dienstwaffen der spanischen Polizisten. Zudem habe er auch eine Uniform getragen.

Italien will nun bei den spanischen Justizbehörden die Auslieferung des 36-Jährigen beantragen. Spanien will den Antrag jedoch ablehnen und selbst den Prozess führen.

Unterdessen laufen die Ermittlungen weiter. Die italienischen Behörden prüfen etwa, ob "Igor" für weitere Morde in Norditalien verantwortlich ist.

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