"Ich werde ganz Österreich bombardieren"

Wieder wurde in Graz gegen einen Dschihadisten verhandelt
Verurteilter Scharia-Polizist warb in der Jugendhaft für den IS. Das setzte weitere zwei Jahre.

Er sei doch "nicht so dumm, so was laut zu sagen", kontert der Angeklagte den Vorwürfen. "So was" wie den Satz etwa: "Ich bleibe Terrorist und werde ganz Österreich bombardieren." Oder diesen: "Ich bin mit einem Auftrag nach Europa geschickt worden." Und gejubelt über Todesopfer bei IS-Anschlägen in Europa habe er auch nie.

Erst 18 Jahre alt ist der Syrer, der vom Grazer Staatsanwalt wegen Mitgliedschaft bei einer terroristischen Vereinigung angeklagt wird. "Der IS ist nichts anderes als organisiert auftretende Mörder, Versklaver, Menschenschinder", mahnt der Ankläger die Schöffen. "Und er ist ein Islamist. Einer von der radikalen Sorte." 2015 erreichte der damals 16-Jährige mit zwei Brüdern im Flüchtlingsstrom Österreich. "Ich bin vor dem IS geflüchtet, nicht geschickt worden", behauptet der Angeklagte in fehlerfreiem Deutsch. "Ich hab’ den IS verlassen, weil der nur Scheiße macht."

Doch als 14-Jähriger ließ er sich in Aleppo anwerben und ausbilden: Mit einer Kalaschnikow patrouillierte er in den Straßen, um Verstöße gegen die Scharia zu ahnden. "Ja, ich war Scharia-Polizist", gibt er zu. "Aber das musste ich machen." Drei Jahre Haft setzte es im Vorjahr in Graz deshalb, rechtskräftig. Ohne die neue Anklage wäre er im Dezember vermutlich auf Bewährung freigelassen worden.

Mithäftlinge bekehrt

Seit November 2015 sitzt der junge Mann mittlerweile in österreichischen Gefängnisse, zuerst in Graz-Jakomini, später in Gerasdorf. In der U-Haft in Jakomini soll das passiert sein, was zur neuen Anklage führte: Der Jugendliche soll versucht haben, Mithäftlinge für den IS anzuwerben und vom "wahren Koran" zu überzeugen. Denn "die Christen gehören vernichtet, sie haben es verdient".

So berichten es zwei ehemalige Mitinsassen. Direkt nach ihrer Haftentlassung zeigten sie den Syrer an. Alles nicht wahr, wehrt der 18-Jährige ab. Der eine Zeuge sei nie im Raum gewesen, der andere fantasiere bloß. "Der lügt nur. Vielleicht mag er mich ja nicht?"

Aber seltsam, kommentiert der Richter: Was die beiden beschrieben, passe genau in das bisherige Leben des Angeklagten und seiner Brüder. Einer ist in Deutschland unter Beobachtung, der andere wurde in Österreich verurteilt - wegen Mitgliedschaft bei einem IS-Ableger.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig: Zwei Jahre Haft, unbedingt.

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