Hotelprojekt am Obernberger See: "Untragbare Auswirkung"

Nach dem Willen der Besitzer soll der Gasthof am Obernberger See einem modernen Hotel weichen
Das Gezerre um ein Hotelprojekt am Obernberger See dauert schon Jahre. Ein Gutachter sieht nun das geschützte Landschaftsbild massiv gefährdet.

Tirols Umweltlandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) war 2013 noch kaum im Amt, da lud sie bereits die Gegner eines futuristischen Hotelprojekts am Obernberger See ins Landhaus. Schon damals machte sie kein Hehl daraus, dass sie dem Projekt "Natur Refugia" der Familie Stocker kritisch gegenübersteht.

Gleichzeitig erklärte sie aber auch: "Es handelt sich hier um ein rechtsstaatliches Verfahren, das sachlich, transparent und objektiv ablaufen muss." Als das Vorhaben im Juni nach sechs Jahren Laufzeit vor der naturschutzrechtlichen Genehmigung stand, stoppte Felipe das Verfahren mit einer Weisung.

Sie erteilte den Auftrag, einen nichtamtlichen Sachverständigen ein Gutachten zur Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch das Hotelprojekt erstellen zu lassen. Wie bereits berichtet, soll der seit Jahren geschlossene Alpengasthof an dem idyllischen See in einem Seitenarm des Wipptals abgerissen werden. Die stattdessen geplante Errichtung des "Natur Refugia" hätte laut Gutachten, das dem KURIER vorliegt, "untragbare Auswirkungen" auf das Landschaftsbild und wird als "umweltunverträglich" eingestuft.

Die Pläne der Familie Stocker für ein Seminarhotel schieden von Anfang an die Geister. Dort wo heute der rund 90 Jahre alte Gasthof steht, sollen ein runder Turm errichtet und Wohntanks im Hang vergraben werden.

Der Sachverständige weist mehrfach auf den doppelten Schutz für das Landschaftsbild des Obernberger Sees hin. Der wurde einerseits bereits 1935 zum Naturdenkmal erklärt und liegt zudem seit 1984 in einem ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiet. Laut Gutachter gibt es kaum eine Möglichkeit, "ein Landschaftsbild mit einem noch höheren Schutz zu versehen." Das bestehende Gasthaus sei "integraler Bestandteil" dieses geschützten Landschaftsbildes. Die Elemente des Bauvorhabens seien hingegen "völlig ortsfremd".

Beschwerde eingelegt

Der Gutachter kritisiert zudem, dass der Amtssachverständige für Naturschutz dem doppelten Gebietsschutz keine besondere Berücksichtigung gegeben habe. Die Projektbetreiber haben hingegen Beschwerde gegen die Weisung Felipes eingelegt, die überhaupt erst zu dem Gutachten führte.

Kommentare