Homosexuelle Paare: Tür zum Trauungssaal steht offen
Den Trauungssaal im ersten Stock des Grazer Rathauses betrachtete Siegfried Nagl als Bastion für die „klassische Ehe zwischen Mann und Frau“. Als Hausherr im Rathaus kann der Stadtchef über die Benützung der Amtsräume entscheiden: Deshalb blieb der Raum homosexuellen Paaren, die eine Verpartnerung eingingen, bisher verschlossen.
Doch nach dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes scheint nun auch der schwarze Stadtchef umzuschwenken. Nagls Sprecher Thomas Rajakovic betont, die „Öffnung des Trauungssaales wird nicht mehr definitiv ausgeschlossen“. Der Bürgermeister selbst ist bis kommende Woche auf Urlaub und für Medien nicht erreichbar.
Keine Debatten
Mit der Sperre dieses einen Raumes ist Graz ohnedies Einzelfall: In Städten wie Wien, St. Pölten, Salzburg, Wels, Villach und Innsbruck mussten solche Debatten erst gar nicht geführt werden. Der Trauungssaal der Rathäuser stand auch gleichgeschlechtlichen Paaren offen. Das Höchstgericht hatte vor kurzem entschieden, dass eine unterschiedliche Behandlung in der Raumwahl von Eheschließungen und Verpartnerungen der Menschenrechtskonvention widerspreche.
Ein Umdenken in Graz sei an der Zeit, kommentiert Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle . „Das ist ja eine absolute Diskriminierung. Der Trauungssaal ist eine öffentliche Einrichtung. Sie sollte allen Bürgern zur Verfügung gestellt werden, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.“
In Graz formierte sich in den vergangenen Tagen auch eine überparteiliche Plattform „Trauungssaal für alle“: Sie startete eine Online-Petition, die bisher von rund 1100 Befürwortern unterzeichnet wurde.
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