Höhlendrama: Salzburger helfen bei Rettung
An der Versorgung und Bergung des schwerverletzten Höhlenforschers in der Riesending-Schachthöhle in Berchtesgaden (Bayern) beteiligen sich jetzt auch Salzburger Höhlenretter.
"Wir haben noch zwei Personen in der Höhle, der Rest ist auf Standby. 15 Höhlenretter sind vor Ort", sagte Einsatzleiter Norbert Rosenberger von der Salzburger Höhlenrettung am Dienstagvormittag.
Die zwei Männer im Alter von 35 und 45 Jahren seien mit einem Salzburger Höhlenrettungsarzt und in Begleitung einer Person aus dem deutschen Höhlenforscherteam in der Nacht von Sonntag auf Montag in die rund 1.000 Meter tiefe Höhle am Untersberg eingestiegen, "sie kommen womöglich heute wieder herauf", erklärte Rosenberger.
Versorgung und Kommunikation
Die Aufgabe der beiden bestens ausgebildeten, versierten Höhlenretter umfasse grundsätzlich die Versorgung und die Verkürzung von Kommunikationsstrecken im Höhlensystem. Sie helfen beim Legen einer Telefonleitung und dem Aufbau des Höhlenfunksystems "CaveLink". Die Höhlenretter dürften bereits bis ins Biwak drei oder auch darüber hinaus vorgedrungen sein, vermutete der Einsatzleiter. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie den 52-jährigen, verletzten Stuttgarter Höhlenforscher erreicht haben, "ist groß", meinte Rosenberger.
Ob der Salzburger Höhlenrettungsarzt derzeit noch im Berg sei, wisse er nicht, sagte Rosenberger. "Wie der Einsatz im Höhlensystem weitergegangen ist, weiß ich derzeit nicht. Wir heroben erhalten die Informationen erst Stunden verspätet." Der Höhlenrettungsdienst Salzburg wurde am Pfingstsonntag um 15.00 Uhr von der bayrischen Bergwacht zur Unterstützung der Rettungsaktion alarmiert.
Verwinkeltes Schachtsystem
Seither waren bisher insgesamt sechs Salzburger Höhlenretter in das verwinkelte Gang- und Schachtsystem im Inneren des Untersberges eingestiegen. "Vier sind bereits wieder heraußen", weiß Rosenberger. Ihre Körperkraft sei nach 36 Einsatzstunden verbraucht, sie müssten sich erholen. Die zwei Salzburger Retter, die sich derzeit noch in der Höhle befinden, bezeichnete der Einsatzleiter als "das Beste, was die Salzburger Höhlenrettung zu bieten hat". "Das sind sehr erfahrene Leute. Sie sind psychisch und physisch in der Lage, ein schwieriges Höhlensystem zu durchschreiten. Wir haben eine Handvoll Retter davon zur Verfügung, der Rest ist auf Pfingsturlaub."
Große Belastung für die Retter
Einen Höhlenrettungseinsatz beschrieb Rosenberger "als das Schwierigste, was man sich vorstellen kann". Die psychische und physische Belastung der Retter sei sehr groß, sie müssten extreme Tiefen bewältigen, sich teils 200 Meter tief abseilen. Engstellen seien nur mit extremen Verrenkungen des Körpers passierbar, dazu komme noch der Aufbau von technischen Hilfsmitteln für die Bergung des Opfers. "Sie müssen die gesamten Rettungsmittel zum Höhleneingang transportieren. Dann beginnt erst die eigentliche Arbeit. Sie bauen Seilbahnen und Flaschenzüge in den Schächten auf. Dafür gibt es einige technische Hilfsmittel wie Winschen zum Spannen von Seilen für den Vertikaltransport, die sind aber 20 Kilogramm schwer."
Abgesehen von der eigentlichen Bergung des Opfers gestalte sich oft auch der Zustieg zu Höhlen schwierig und dauere Stunden, wenn wegen des Wetters der Hubschrauber nicht fliegen könne. Neben einer ausgezeichneten körperlichen Kondition müsse der Retter auch einen guten Orientierungssinn aufweisen. "Die Ausbildung zum Höhlenretter ist sehr schwierig", sagte Rosenberger.
Die Retter müssen Monsterschächte, enge Röhren und Seen überwinden, um an die Unglücksstelle in über 1000 Meter Tiefe zu gelangen. Es ist ein schwieriger Abstieg, den am Montag auch der Notarzt Wolfgang Farkas aus dem Pinzgau in Angriff nahm. „Er wird der erste Arzt sein, der zu dem Verletzten vorstößt“, berichtete Helmut Obermair vom Salzburger Höhlenrettungsdienst, der hinter der Grenze in Bayern an einem gigantischen Rettungseinsatz in Deutschlands tiefster und längster Höhle beteiligt ist, zunächst. Doch der Arzt sollte es nicht schaffen, zu dem Verletzten vorzudringen. Sanitäter waren jedoch vor Ort.
Nicht transportfähig
„Der Verletzte muss in alle Richtungen transportfähig sein, damit er geborgen werden kann. Die Rettung wird Tage dauern“, erklärte Norbert Rosenberger, Einsatzleiter der 15 Salzburger Höhlenretter vor Ort. Nur Profis sind in der Lage, in jene Tiefen vorzudringen, in denen der Unglücksort liegt. In den Schächten können Wasser und Steinschlag zur tödlichen Gefahr werden. Ein Expertenteam aus der Schweiz war ebenfalls zu dem Verunglückten unterwegs.
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