Hippe Läden in Innsbruck: Hoffnungsträger in der Sorgenstraße
Zwei finnische Skifahrer genießen auf der Terrasse der "Machete" in voller Montur die letzten Strahlen der Abendsonne, die sich über die Dächer der alten Bürgerhäuser in der Anichstraße kämpft. Ihre Bretter haben die jungen Männer hinter sich an die Wand gelehnt.
Sportstadt. Uni-Stadt. Weltstadt. An diesem Ort wird Innsbruck seinen zeitweilig großmäuligen Selbstzuschreibungen ein Stück weit gerecht. Dafür verantwortlich sind zwei Deutsche und ein Oberösterreicher. Gemeinsam haben die zwischen 27 und 30 Jahre alten Jungunternehmer vor einem Jahr den Sprung ins kalte Wasser gewagt und einen Burrito-Laden aufgesperrt.
Studenten-Treff
"Es läuft besser als erwartet. Aber wir haben das mit viel Optimismus gemacht", sagt Johannes Steinkopff aus Frankfurt, der vor seiner Gastro-Karriere wie auch seine beiden Kompagnons in Innsbruck ein Wirtschaftsstudium absolviert hat. "Wir wollten einfach ein Lokal machen, in das wir selber gerne gehen würden", erzählt er.
Die Anichstraße selbst war in den vergangenen Jahren ein echtes Sorgenkind. Leerstände haben regelrechte Löcher in der historischen Einkaufsstraße hinterlassen. Doch in die Nische sind zuletzt einige Jungunternehmer gestoßen, die urbanes Flair gebracht haben.
Mit Schmäh zum Erfolg
"Es keat oanfach viel mehr gschmust" ließ Strele-Pupp schon vor fast drei Jahren auf Jutesäcke und T-Shirts drucken. Sie waren Aushängeschilder von einem Vorläufergeschäft in einem anderen Stadtteil. "Aber das Wichtigste ist die Lage, wenn man wachsen will. In der Innenstadt ein Geschäft zu fairen Konditionen zu bekommen, ist aber fast unmöglich. Darum trauen sich viele nicht drüber", erzählt der 23-Jährige.
Er habe Glück gehabt. Ein Quadratmeterpreis von rund 20 Euro ist fast ein Schnäppchen. Der zuvor gestartete Testballon an einem anderen Standort hat sich bezahlt gemacht. "Das Risiko war kalkulierbar. Jetzt läuft es so, wie ich es mir vorgestellt habe." Und Laurin-Pupp würde sich freuen, wenn noch andere hippe Läden in der Anichstraße aufsperren.
Dass Konkurrenz das Geschäft belebt, davon ist auch Olivia Lemoine überzeugt. Nach vielen Jahren in Frankreich und der Schweiz ist die Tirolerin vor Kurzem mit zwei Kindern und einem Mann in die Heimat zurückgekehrt. Und ihr Mann ist gewissermaßen Schuld, dass Lemoine seit Oktober ihr eigenes Geschäft betreibt: "Er ist Franzose und hat immer gesagt: Ich würde mit dir nach Innsbruck ziehen, aber ich weiß nicht, wo ich einkaufen soll", erzählt die 40-Jährige lachend. "Da habe ich gesagt, dann mache ich für dich einen Laden auf."
Mode abseits der Massenware großer Ketten und der in Innsbruck sehr präsenten sportlichen Streetwear wollte Lemoine anbieten. Und tut das nun auf 30 Quadratmetern im „One“, einem Geschäft, das in jeder Großstadt gute Figur machen würde. Dass die Anichstraße zuletzt kriselte, war auch ihr Glück. „Dadurch ist es noch halbwegs leistbar.“ Zurzeit stehen wieder zwei Geschäfte leer. Man darf gespannt sein, was kommt.
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