Helfer nicht vor Böllern gewarnt

Auf dem Anwesen lagerte noch mehr explosives Material
Im Prozess um tödliche Explosion wurden weitere Details bekannt.

Der 35-Jährige saß in "Loch Ness" und stöpselte Knallkörper zu, an die 150 Stück sollen es gewesen sein an diesem Abend. "Loch Ness", so nannten die Oststeirer ihren Partykeller. "Sind Sie neben einer Kiste fertiger Böller gesessen, als das alles in die Luft geflogen ist?", fragt Richterin Barbara Schwarz.

Der Angeklagte nickt, der Sachverständige rechnet vor: Weitere 7,5 Kilogramm explosives Material, das nicht hochging am 17. November 2014 - "durch glückliche Umstände", wie es der Staatsanwalt zu Prozessbeginn genannt hat. Zwei Männer starben, Vater, 57, und Bruder, 29, des 35-Jährigen.

"Glückliche Umstände" waren es aber für jene Feuerwehrleute aus der südoststeirischen Gemeinde, die auf dem Anwesen löschten: Ihnen verriet der 35-Jährige nämlich nichts von den weiteren Böllern, nur ein paar Meter vom brennenden Gebäude entfernt. "Ich war komplett überfordert mit dem Ganzen", behauptet der Mann - er war und ist noch heute der Kommandant der örtlichen Feuerwehr.

"Sie haben nichts gesagt. Und da gehen Ihre eigenen Leute rein", ärgert sich die Richterin. Das müsse er "vergessen" haben, entschuldigt sich der 35-Jährige. "Aber von der Logik her brauch’ ich ja eine Flamme, dass sich das entzünden kann." Das findet Richterin Schwarz nicht erhellend: "Wie entsteht Feuer, Herr Feuerwehrkommandant? Durch Reibung! Da genügt oft schon Gewand."

Keine Ausbildung

Wie sein getöteter Bruder hatte auch der 35-Jährige keine Ausbildung, um pyrotechnische Artikel herzustellen. Er habe nur drei Mal dabei mitgemacht: Und zwar bloß beim Zustöpseln der von seinem Bruder und dem 33-jährigen Hauptangeklagten mit Chemikalien befüllten Böller. Neun Angeklagte gibt es in diesem Prozess wegen Gemeingefährdung und falscher Beweisaussage. Unter ihnen auch Gastwirte, Vater und Sohn, die die Böller beim 33-Jährigen bestellt haben.

Apropos Bestellungen: Jede Menge Fotos fanden die Ermittler von nahezu jedem Stadium der illegalen Produktion. "Warum?", fragt die Richterin und antwortet gleich selbst. "Sie waren stolz auf Ihre Arbeit, Sie waren fleißig. Das ist nichts Schlechtes. Aber die Arbeit selbst ist zu hinterfragen."

Heute, Freitag, wäre plangemäß der letzte Verhandlungstag, es sollten die Urteile fallen. Doch eine Vertagung ist eher wahrscheinlich: Ein wichtiger Zeuge ist nicht gekommen, er muss neu geladen werden.

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