HCB-Werte in Milch steigen an, Kosten explodieren

Die betroffenen Landwirte hoffen, dass das Görtschitztal bald wieder HCB-frei wird. Doch die Tiere sind nach wie vor belastet .
Tiere im "Stress", fünf Höfe wurden gesperrt. 8000 Liter Milch werden täglich vernichtet.

Das Kärntner Görtschitztal wird lange an den Folgen der Verseuchung mit dem Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB) zu leiden haben. In den vergangenen Tagen stiegen die HCB-Werte in den Milchproben wieder an, fünf Höfe wurden gesperrt.

Das Aufatmen war offenbar verfrüht. Nachdem sich die Situation bei der Milch plangemäß zu entspannen schien, sind plötzlich zahlreiche Landwirte im Görtschitztal mit erhöhten HCB-Werten konfrontiert. "Wir hatten sämtliche Betriebe freigegeben, nun mussten fünf wieder gesperrt werden", heißt es aus dem Büro von Agrarlandesrat Christian Benger (ÖVP). Begründet wird dies einerseits mit größerem "Stress", dem die Tiere durch den Austausch des verseuchten Futtermittels ausgesetzt seien; dieser Stress führe zu vermehrtem Fettabbau und damit auch zu höherer HCB-Ausscheidung über die Milch.

Kein Milchpulver

"Außerdem haben viele Kühe gekalbt und lange Zeit keine Milch abgegeben. Jetzt sind die Werte umso höher", klärt Bengers Pressesprecherin, Gerlind Robitsch, auf. Die Kälber müssten übrigens in den ersten beiden Lebenswochen ausgerechnet mit der HCB-kontaminierten Milch gefüttert werden, erst dann könne Milchpulver verwendet werden.

8000 Liter Milch aus dem Görtschitztal werden unterdessen weiterhin täglich vernichtet. Dabei handelt es sich neben dem Produkt von den gesperrten Höfen um die Rohmilch jener Bauern, die das "gelbe Futter" (unter dem Grenzwert mit HCB kontaminiert) verwenden.

Für Futtermittel, Beprobungen und den Kostenersatz des nicht verwertbaren Fleischs (dort haben sich die HCB-Messwerte seit Beginn des Skandals kaum verbessert) hat das Land über den Soforthilfe-Fonds bisher 1,2 Millionen Euro ausgegeben. "Die insgesamt budgetierten 2,8 Millionen werden nicht ausreichen", sagt Robitsch.

Der Futtermittel-Austausch in 180 Betrieben im Görtschitztal ist nicht abgeschlossen. Außerdem weiß niemand, wo das kontaminierte Heu, das neben dem Zementwerk in Klein St. Paul lagert, verbrannt werden soll.

Labor überfordert

Ganz und gar nicht nach (Zeit-) Plan laufen auch die HCB-Blutuntersuchungen, die Anfang Jänner von 115 Kärntnern in Auftrag gegeben wurden. Statt kolportierte drei Wochen warten die Menschen nun schon acht Wochen auf die Resultate. "Das Labor in Wien ist wegen der hohen Anzahl an Untersuchungen in Verzug geraten", klärt HCB-Krisenkoordinator Albert Krainer auf. Wann die Bevölkerung mit Ergebnissen rechnen kann, sei unklar, weil zuvor noch eine Analyse der Uni Wien ausstehe.

Als gäbe es nicht ohnehin genug Probleme im Tal, droht nun ein weiteres: der Frühling zieht ins Land und damit jene Jahreszeit, in der die Gülle auf den Wiesen ausgebracht wird. Allerdings werden erst Beprobungen zeigen, ob der Dünger HCB-frei ist und somit den Boden im Görtschitztal belastet.

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