HCB: Verdachtsmomente lösen sich in Luft auf

Das Zementwerk in Klein St. Paul bleibt im Fokus der Ermittlungen
Umweltskandal im Görtschitztal: Sieben Verfahren wurden bereits eingestellt.

Fast drei Jahre ist es her, dass der Hexachlorbenzol-Umweltskandal im Kärntner Görtschitztal publik wurde und nahezu eben so lange läuft bereits die Suche nach den Verantwortlichen für die Schadstoffbelastung. Doch zahlreiche Verdachtsmomente lösen sich jetzt in Luft auf, sieben von insgesamt 18 Verfahren wurden eingestellt.

Ermittelt wurde und wird gegen das Zementwerk w&p in Klein St. Paul, gegen Mitarbeiter der Firma sowie gegen Beamte der Kärntner Landesregierung, die für die Genehmigung der Blaukalk-Verwertung sowie für Kontrollen der sachgemäßen Verbrennung verantwortlich gewesen sein könnten.

In den meisten Fällen geht es um den Vorwurf der fahrlässigen Beeinträchtigung der Umwelt, hinzu gesellen sich Verdachtsmomente des Amtsmissbrauchs und der Verleumdung. "Ermittlungen gegen sieben Personen wurden nun wegen Mangel an Beweisen für beendet erklärt. Es bleiben zehn Personen und eine GmbH (w&p, Anm.) als Beschuldigte und Verdächtige übrig", erklärt Tina Frimml-Hesse, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Klagenfurt. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sind, sei nicht absehbar.

Weisung aus Graz

Auch gegen einen achten Beschuldigten beendete die Behörde in Klagenfurt bereits im Mai dieses Jahres das Verfahren, doch die Oberstaatsanwaltschaft (OStA) Graz sah dafür keinen Grund. "Es gibt eine Weisung, dass sich die Staatsanwaltschaft Klagenfurt die Sache noch einmal genauer anschauen möge. Details können wir nicht bekannt geben, aber fortgesetzte Ermittlungen sind unserer Meinung nach empfehlenswert", sagt Reinhard Kloibhofer von der OStA Graz.

KURIER-Informationen zufolge betrifft die Intervention der übergeordneten Behörde einen w&p-Mitarbeiter, dem die unsachgemäße Verbrennung des Blaukalks aus der Donau-Chemie-Deponie in Brückl vorgeworfen wird.

Keine Nutztierhaltung

Auf fraglichem Areal liegen indes nach wie vor Hunderttausende Tonnen des Kalks, die Versiegelung der Deponie ist nicht abgeschlossen. Laut Auskunft von Landessanitätsdirektorin Elisabeth Oberleitner wird im Umkreis der Altlast weiterhin sowohl vom Anbau pflanzlicher Lebensmittel als auch von Nutztierhaltung abgeraten.

Die vor zwei Jahren für die Görtschitztaler Bevölkerung ausgesprochene "Ernährungsempfehlung" bleibt ebenfalls aufrecht. "Vom Verzehr von Fleisch und Fleischprodukten aus lokaler Produktion wird weiterhin abgeraten, da noch immer Richtwertüberschreitungen festgestellt werden", heißt es in einem aktuellen Informationsschreiben des Landes. Durch diese Maßnahme sei für die HCB-exponierte Görtschitztaler Bevölkerung gewährleistet, dass die Ausscheidung von HCB aus dem Körper erleichtert bzw. beschleunigt werde.

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