Hannes Kartnig will in Privatkonkurs

Hannes Kartnig meldete Privatkonkurs an
Die Finanzschulden aus seiner Zeit als Sturm-Graz-Präsident sind dem 66-Jährigen zu viel.

"Ich bin am Ende, ich verliere alles." Mitte 2015, schon am Schluss eines Strafprozesses rund um Betrug und Finanzvergehen, prophezeite Hannes Kartnig, 66, was nun Wirklichkeit zu werden scheint: Der ehemalige Präsident des SK Sturm ist pleite.

Am Freitag brachte er beim Bezirksgericht Graz-Ost einen Antrag auf ein Schuldenregulierungsverfahren ein, besser bekannt als Privatkonkurs. Mit 8,8 Millionen Euro bezifferte der "Kreditschutzverband von 1870" (KSV 1870) die offene Summe. "Laut Antragssteller sind das fast ausschließlich Verbindlichkeiten, die aus seiner Präsidententätigkeit beim Fußballklub zurückzuführen sind", präzisiert Renè Johnke vom KSV.

Gläubiger ist der Staat

Was Johnke nicht sagt: Der Großteil des Geldes dürfte Kartnigs Schulden bei der Finanz betreffen. Damit geht der Staat leer aus, falls Kartnigs Gläubiger den Antrag annehmen. Oder fast leer: Kartnig bietet eine Quote von zwei Prozent an, "zahlbar in vier aufeinanderfolgenden halbjährlichen Raten", wie es im Antrag heißt. Der Verkauf einer Firma soll zuvor eine Million Euro gebracht haben, die zur Schuldentilgung verwendet wurde.

Die Verbindlichkeiten entstanden in jener Zeit, als der SK Sturm ganz oben in der Fußballliga spielte. Einige Kicker wurden schwarz bezahlt, dafür wurden keine Steuern abgeliefert. Ein Vorwurf, den Kartnig stets eingestand: Schwarzzahlungen seien in der Branche eben üblich gewesen, kommentierte er bei einer Verhandlung im November 2014. "Ich war mir sicher, dass nichts passiert, dass keiner prüfen kommt."

Doch die Prüfer kamen und mit ihnen der Staatsanwalt. Der Rest ist Justizgeschichte: Sturm schlitterte in den Konkurs, 2006 begannen die Ermittlungen, nicht nur gegen Kartnig, sondern auch gegen weitere (ehemalige) Verantwortliche des Vereins. Es dauerte neun Jahre, bis die Anklage eingebracht wurde .

Die gerichtliche Aufarbeitung drehte sich um zwei Bereiche: Die Schwarzzahlungen und damit das Finanzvergehen; dafür fasste Kartnig 15 Monate Haft sowie 5,5 Millionen Euro Geldstrafe aus. Weil er die nicht bezahlen konnte, wurden daraus weitere 15 Monate Haft.

Doch wirklich hart schien die Verurteilung wegen eines Betrugsversuches am Land Steiermark: Vier Jahre und ein Monat urteilte das Erstgericht. Kartnig soll versucht haben, eine Haftung für den Klub zu bekommen, als der bereits pleite war. Diese Strafe wurde später auf drei Jahre reduziert.

Fußfessel in der Oper

Aber es wäre nicht Hannes Kartnig, hätte er nicht auch nach seiner Verurteilung Schlagzeilen gemacht: Trotz Fußfessel besuchte er Oper und Restaurant, weshalb ihm der Hausarrest im Oktober 2014 prompt wieder gestrichen wurde. Kartnig musste zurück in das Gefängnis. Ab da aber mit mustergültigem Verhalten, später wurde er Freigänger. Ende September 2017 wurde Kartnig entlassen - in die Freiheit und in die Pension.

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