GTI-Treffen, Cholera und Empörung

Gummi-Gummi am Wörthersee – die Zahl der Vor- und Nachtreffen steigt
Umweltlandesrat redet sich im Landtag in Rage, Kritik von Touristikern und Koalitionspartnern.

Sie sind Kult, sie sind originell und sie sind der größte Wörthersee-Wirtschaftsmotor in der Vorsaison. Andererseits stellen sie eine Lärm- und Geruchsbelästigung dar. Aber sind GTI-Boliden eine Seuche? Empfinden Anrainer deren Anwesenheit als Terror? Im Tourismusland Kärnten herrscht aktuell helle Aufregung, weil Umweltreferent Rolf Holub (Grüne) derartige Vergleiche angestellt hat.

Die Aussagen, die Holub am Donnerstag im Landtag in einer Fragestunde zur alljährlichen GTI-Veranstaltung getroffen hat, liegen dem KURIER in Form eines 4:50 Minuten langen Tonband-Protokolls vor: Beim Treffen könne man keine zwei Stunden verbringen, "ohne wahnsinnig zu werden. Dann machen wir doch gleich ein Öltankertreffen am Wörthersee." Der Innenminister (Herbert Kickl/ FPÖ, Anm.) möge "die Lipizzaner satteln und für Law und Order sorgen".

Es folgt Kritik an den Supermärkten: "Schnaps wird stark verbilligt in die Vitrine und Latrine geschoben, damit die Leute den Umweg über die Leber nehmen oder das gleich wieder in die nächste Gartenlaube speiben können. Die Hygiene ist ein Problem bei uns. Früher hat man Cholera gehabt, jetzt das GTI-Treffen." Dann wendet sich Holub an den (nicht anwesenden) Tourismusreferent Christian Benger (ÖVP) und meint: "Wenn das wirklich Tourismus ist, je lauter und desto stinkiger und desto brennender und desto terroristischer und was für ein Bild wir im Ausland abgeben ... (dann verliert sich der Zusammenhang, Anm.)."

Problematisch sei nicht das Haupt-Event, sondern Vor- und Nachtreffen, konkretisierte Holub am Freitag auf Nachfrage. "Durch mangelnde WC-Anlagen bestehen hygienische Schwierigkeiten. Daher der Verweis auf Cholera." Die von FPÖ-Klubobmann Christian Leyroutz veröffentlichte Behauptung, Holub hätte von einer terroristischen Komponente gesprochen, könne nicht nachvollzogen werden und sei "Wahlkampfgetöse".Kritiker schießen sich indes auf Holub ein. Die Wirtschaftskammer spricht von einer "verbalen Entgleisung. Durch das GTI-Treffen würden jährlich 20 Millionen Euro an Wertschöpfung und 100.000 Nächtigungen lukriert. Kärnten Werbung und Wörthersee-Tourismus sprechen von einem "verzerrten Bild", das entstehe und das dem Image Kärntens schade.

Keine Entschuldigung

Die Koalitionspartner SPÖ und ÖVP wenden sich ab. Landeshauptmann Peter Kaiser deponiert, Holub habe "über das Ziel hinausgeschossen." Benger meint: "Nicht jedes Thema eignet sich für eine Kabarett-Einlage." Gerhard Köfer vom Team Kärnten führt die Holub-Aktion auf schlechte Umfragewerte der Grünen zurück, FPÖ-Spitzenkandidat Gernot Darmann fordert Holubs Rücktritt und Markus Perdacher (ÖVP), Bürgermeister der GTI-Veranstaltungsgemeinde Maria Wörth, zumindest eine Entschuldigung. Holub winkt ab. Er sehe sich als Umweltlandesrat den vielen Menschen verpflichtet, die die Vor- und Nachtreffen kritisch sehen.

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