Großalarm im Ländle nach Mord an Liechtensteiner Bankchef

Ein Polizist am Tatort in Liechtenstein: Der 48-jährige Geschäftsführer der Bank Frick wurde in der Garage der Bank erschossen.
Der Verdächtige, ein gescheiterter Fondsmanager, dürfte sich auf der Flucht selbst getötet haben.

Der Rachefeldzug eines selbst ernannten „Robin Hood“ kostete am Montag den Liechtensteiner Top-Bankier Jürgen Frick das Leben. Der 48-jährige Geschäftsführer der Privatbank Frick wurde gegen 7.30 Uhr in der Tiefgarage des Geldinstituts in Balzers erschossen. Vom Täter fehlt auch am Dienstag jede Spur.

Die Frick-Bank ist in Österreich keine Unbekannte: Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner hatte seinerzeit über sie Stiftungen errichten lassen, mit Hilfe derer die Verluste der Spekulationen von Wolfgang Flöttl verheimlicht wurden.

Flucht nach Vorarlberg?

Videoaufzeichnungen brachten die Polizei nach dem Mord rasch auf die Spur des mutmaßlichen Täters, den gescheiterten Fondsmanager Jürgen Hermann. Der war zu dieser Zeit bereits mit einem Smart auf der Flucht in Richtung Vorarlberg – und sorgte daher auch in Österreich für Großalarm. Neben der verstärkten Streifentätigkeit entlang der grünen Grenze stieg auch ein Hubschrauber des Innenministeriums auf. Parallel dazu patrouillierte die Cobra mit Suchhunden in dem Gebiet. Horst Spitzhofer, Sprecher der Landespolizeidirektion Vorarlberg, sagte zum KURIER: „Um nach Österreich zu kommen, braucht es keine besondere Planung. Das Hügelland ist unbewacht und stellt keine große Barriere dar.“

Großalarm im Ländle nach Mord an Liechtensteiner Bankchef

Zu Mittag schien sich der Verdacht, dass Hermann nach Österreich geflüchtet war, zu erhärten, denn sein Auto wurde in Ruggell sichergestellt – nur einen Steinwurf von der Grenze entfernt.

Suche am Dienstag fortgesetzt

Am späten Nachmittag teilte die Polizei dann aber mit, dass der Verdächtige vermutlich Selbstmord begangen hat. Am Rheinufer seien seine persönlichen Sachen und Notizen sichergestellt worden, „die als Abschiedsbrief und Geständnis gedeutet werden können“. Die Leiche wurde bisher aber nicht gefunden. Am Dienstag wurde die Suche mithilfe von Wärmebildkameras und Spürhunden fortgesetzt - bisher ohne Ergebnis. Weiterhin werden die Behörden in Liechtenstein von Einsatzkräften aus der Schweiz und Österreich unterstützt.

Staatsfeind Nummer 1

Jürgen Hermann ist eine schillernde Person im Fürstentum. Auf seiner Homepage nennt er sich „Robin Hood von Liechtenstein und Staatsfeind Nummer eins“. Der dreifache Familienvater, der nach eigenen Angaben Erfinder, Unternehmer und Investor ist, führt seit Jahren einen erbitterten Kampf gegen Banken und das politische Establishment in seiner Heimat. Hermann macht die Frick-Bank und die Finanzmarktaufsicht für seinen Ruin als Fondsmanager verantwortlich. Er wirft den Behörden vor, in Finanzkreisen für Unruhe gesorgt zu haben, Anleger hätten daraufhin große Summen abgezogen. Er hat das Fürstentum daher auf 200 Millionen Franken Schadenersatz verklagt, von der Frick-Bank will er 33 Millionen.

Großalarm im Ländle nach Mord an Liechtensteiner Bankchef

Erst am Freitag soll Hermann den Medien ein vierseitiges Pamphlet geschickt haben, in dem er das Fürstentum als „Verbrecherstaat“ titulierte. Geendet habe das Schreiben mit einem Zitat von Bertolt Brecht: „Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“.

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