Grazer Polizei gründet "Soko Schmuckraub"

Die Polizei sucht diese Männer im Zusammenhang mit der Raub-Serie.
Sechster Raubüberfall auf Pensionistin. Noch keine Hinweise auf Täter.

Donnerstagnachmittag wurden erstmals Fahndungsfotos veröffentlicht. Sie ließen die rund 50 eingesetzten Polizisten hoffen, den oder die Räuber endlich aufzuspüren.

Und dann das: Donnerstagabend wurde bekannt, dass im Unfallkrankenhaus eine alte Dame mit Gehirnerschütterung und Erinnerungslücken eingeliefert wurde eine Nachbarin fand die 84-Jährige schwer benommen im Stiegenhaus eines Mehrparteienhauses im Grazer Bezirk Eggenberg.

Auch wenn dieser Pensionistin keine Goldkette, sondern die Geldbörse fehlte, vermuten die Ermittler dennoch den- oder dieselben Täter wie in den vorherigen fünf Überfallen: Die 84-Jährige wäre somit das sechste Raubopfer binnen zwei Wochen in Graz.

Eingreiftruppe

Die Polizei verstärkte deshalb am Freitag ihre Fahndungsmaßnahmen erneut: „Eine Sonderkommission wird eingerichtet “, beschrieb Polizeisprecher Fritz Grundnig. Die „Soko Schmuckraub“ genannte Eingreiftruppe habe „die Aufgabe, alle Informationen über die Raubüberfälle zu sammeln, zu bewerten und Entscheidungen zu treffen“. Bereits zu Wochenbeginn wurde die Fahndungseinheit auf 50 Beamte aufgestockt, vom Hundeführer bis zum Fahrradpolizisten.

Bisher gibt es aber noch keine heiße Spur. Auch die Veröffentlichung der Fahndungsfotos brachte nichts: Sie stammen aus der Überwachungskamera einer Straßenbahn und zeigen zwei Männer, die „in Verdacht stehen, mit den Taten in Verbindung zu stehen“. Die Hinweise tröpfeln aber nur spärlich ein, allerdings gibt es von einem der Männer seit Freitag ein weiteres Bild einer anderen Überwachungskamera.

Mittwochabend hatten die Beamten bereits drauf gesetzt, den Räuber gefasst zu haben: Sie nahmen einen Mann fest, nachdem eine 69-Jährige in der Neuholdaugasse überfallen wurde, drei weitere Männer wurden befragt. Allerdings erhärtete sich bei keinem der Verdacht, der mittlerweile „Phantom“- oder „Goldketten-Räuber“ genannte Täter zu sein. Der Zusammenhang zwischen den Taten scheint die ungewöhnliche Brutalität und die Vorgehensweise zu sein. Der oder möglicherweise die Täter wählen Seniorinnen aus, die alleine unterwegs sind und schlagen sie mit Fausthieben ins Gesicht nieder.

Es gab Überfälle in vier Bezirken: Andritz, Geidorf, Eggenberg, Jakomini. Der erste Übergriff war auch der schwerste: Am 30. Juni wurde eine 82-Jährige vor ihrem Haus am Hüttenbrenneranger in Graz-Andritz niedergeschlagen. Sie erlitt so schwere Kopfverletzungen, dass sie tagelang in Lebensgefahr schwebte. Die Abstände zwischen den Überfällen werden kürzer: Es gab Übergriffe am 6., 8., 10., 12. und 13. Juli. Vier Frauen zwischen 71 und 84 Jahren kamen mit schweren Kopf- und Gesichtsverletzungen ins Spital, eine 69-Jährige wurde zum Glück nur leicht verletzt und durfte nach der Versorgung nach Hause.

30. Juni - Eine 82-jährige Frau wird im Bezirk Andritz an der Adresse Am Hüttenbrenneranger bewusstlos neben der Straße gefunden. Sie hat lebensgefährliche Kopfverletzungen und ihre Wertsachen und Bargeld fehlen. Das Opfer schwebt tagelang in Lebensgefahr. Die Ermittler gehen von einem Überfall aus.

6. Juli - Eine 75-jährige Pensionistin wird am Vormittag am Heimweg vom Einkauf nahe der Steggasse und der Fischergasse brutal überfallen und schwer verletzt. Der Täter raubt seinem Opfer zwei Goldketten und verpasst ihm Schläge auf Kopf und Gesicht. Die Grazerin erleidet dadurch eine Gehirnblutung und eine Nasenbeinfraktur. Eine Nachbarin bemerkt Blut im Stiegenhaus und findet die verletzte Frau in ihrer Wohnung. Das Opfer kann sich nur noch an den Heimweg erinnern, nicht aber an den Überfall.

8. Juli - Eine 71-Jährige wird ebenfalls vormittags in der Fischergasse Opfer eines Überfalls. Als sie nach dem Einkauf die Tür zu ihrer Wohnung aufsperren will, reißt ihr ein Unbekannter eine Goldkette vom Hals. Sie wird dabei verletzt. Nachbarn hören die Hilfeschreie des Opfers und sehen den mutmaßlichen Täter davonlaufen.

10. Juli - Eine 84-Jährige geht kurz vor Mittag nach Hause in die Hauseggerstraße und wird bei den Briefkästen brutal niedergeschlagen. Sie erleidet eine schwere Kieferverletzung und ihr werden eine Halskette und ein Ring geraubt. Eine weitere Kette bleibt beschädigt zurück. Die Polizei verstärkt ihre Fahndungsmaßnahmen und zieht zusätzliche Kräfte zusammen.

12. Juli - Beim fünften Überfall wird eine 69-Jährige am Nachmittag in der Neuholdaugasse ebenfalls bei den Briefkästen im Stiegenhaus ausgeraubt. Sie erleidet eine leichte Kopfverletzung und ihr wird ebenfalls eine Halskette gestohlen. Die Polizei nimmt einen Verdächtigen fest und überprüft drei weitere mutmaßliche Täter. Bei keinem erhärtete sich jedoch der Tatverdacht. Sie werden alle wieder freigelassen.

13. Juli - Ermittler veröffentlichen Fotos aus einer Straßenbahn-Überwachungskamera, die zwei Männer zeigen. Sie gelten als „dringend tatverdächtig“, heißt es seitens der Behörde. Die Exekutive stockt abermals ihre Kräfte auf, teilt auch Diensthunde, die Ordnungswache und Assistenzeinheiten des Landeskriminalamts ein. Älteren Personen wird nochmals geraten, Schmuck verdeckt zu tragen, und verdächtige Beobachtungen zu melden. Wenig später wird dennoch eine 84-Jährige zum vermutlich sechsten Opfer: Sie wird am Nachmittag von einer Nachbarin im Stiegenhaus in der Herbersteingasse am Boden liegend aufgefunden. Ihre Geldbörse ist verschwunden und sie kann sich weder an einen Sturz noch an einen Überfall erinnern. Die Frau kommt mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung ins Spital.

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