Grazer Arzt soll Forschungsgelder auf Privatkonto geleitet haben
Ein ehemaliger Grazer Professor der Medizinischen Universität Graz soll über 15 Jahre hinweg rund 800.000 Euro an Fördergeldern von Pharmafirmen auf sein Privatkonto geleitet haben. Neben den Unternehmen soll auch die Gesundheit Österreich GmbH um rund 144.000 Euro geschädigt worden sein. Der Mediziner dürfte auch eine Bank mit "Schrottaktien" um rund 182.000 Euro betrogen haben.
Die Staatsanwaltschaft Graz bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht des ORF Radio Steiermark. Insgesamt gehe es um rund 1,1 Millionen Euro und drei Tathergänge: Zum einen soll der Arzt jahrelang Geld von Pharmafirmen auf sein Privatkonto überwiesen bekommen haben. Dabei ging es um Krebs-Forschungsgelder, Aufwandsentschädigung und Sponsoring des Mediziners. Knapp 800.000 Euro scheinen in der - nicht rechtskräftigen - Anklage auf, sagte Sprecher Hansjörg Bacher.
Schrottaktien
Zudem flossen rund die 144.000 Euro an Förderungen für ein Stammzellen-Projekt auf das Konto des Verdächtigen. Der dritte Anklagepunkt beschäftigt sich mit Aktien, die der frühere Professor an eine Bank weiterverkaufte. Dabei soll es sich laut Bacher um "Schrottaktien" gehandelt haben, die ihm offenbar schon zuvor jemand überteuert verkauft haben könnte. Die Anklage wurde vom Anwalt des Arztes beeinsprucht. Der Akt - er umfasst zwölf Bände - liegt laut Bacher seit Donnerstag beim Oberlandesgericht Graz und ist daher nicht rechtskräftig. Der ORF zitierte Anwalt Harald Christandl, wonach sein Mandant unschuldig sei, denn die Zahlungen seien mit der Med-Uni nur nicht abgerechnet worden.
Aufgeflogen war der Fall bereits vor drei Jahren, kurz nach der Pensionierung des Mediziners. Offenbar hatten Mitarbeiter der Med-Uni bei der Räumung seines Büros verdächtige Unterlagen gefunden. 2014 wurde die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Wofür der in Graz wohnhafte Arzt das Geld verwendet hat, ist unklar. Laut Anklage habe er sie für "unbekannte, private Belange" ausgegeben. Die Staatsanwaltschaft Graz hat gewerbsmäßigen schweren Betrug angeklagt.
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