Grassers Anwalt: Der "Elefant im Porzellanladen"

Als Grasser-Chauffeur im Smart mit Wunschkennzeichen DRARA 1.
Für Manfred Ainedter sind das Society-Parkett und der Gerichtssaal die ganz große Bühne.

Wo DRARA drauf steht, ist Dr. Manfred Ainedter, Rechtsanwalt, drinnen. Mitunter auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser auf dem Beifahrersitz, den der Smart-Fahrer mit Wunschkennzeichen seit Jahren hauptsächlich in den Medien nach dem Motto verteidigt: "Nicht überall, wo Grasser drauf steht, ist ein Skandal drinnen." Ab 12. Dezember im Buwog-Prozess auch vor Gericht.

Eintrittsgeld

Dort ist Ainedter ebenso in seinem Element, wie auf der Society-Eventbühne. Wobei sich der Sohn eines Wiener Rauchfangkehrers gelegentlich schwer tut, die Schauplätze auseinander zu halten. "Man müsste manchmal Eintritt zahlen, statt Honorar zu verlangen", sagt er in Erinnerung an die Situationskomik von Gerichtsverhandlungen. Wenn ein Beschuldigter auf die Frage nach seinem Geburtstag antwortet: "Am 17. Mai", und der Richter nachbohrte "Aber welches Jahr?", und der Zeuge sagt: "Na jedes Jahr", ist ein dröhnendes Gelächter des Verteidigers gewiss.

Ainedter kann sich auch noch köstlich darüber amüsieren, dass eine Mandantin ihren Ehemann mit 57 Messerstichen getötet hatte und – "das war schon gut" – wegen Notwehr freigesprochen wurde.

"Er argumentiert immer aus dem Bauch heraus", sagt Sohn und Kanzleipartner Klaus Ainedter: "Er ist die Sonne. Und ein Elefant im Porzellanladen. Egozentrisch, narzisstisch, gleichzeitig liebenswert und grundehrlich." Apropos ehrlich: Ob ihm ein Mandant die Wahrheit sagt oder ihn anlügt, ist Manfred Ainedter nicht so wichtig: "Das fällt ihm ja selbst auf den Kopf."

Nur bei Sexualdelikten gerät der Anwalt an Grenzen. Die übernimmt das Gründungsmitglied der Kinderschutzeinrichtung Möwe nur, wenn er von der Unschuld des Klienten überzeugt ist. Zum Beispiel einen Lehrer, der im Verdacht stand, seine Tochter und deren Freundin missbraucht zu haben. Das Gutachten war (offenbar) eindeutig, trotzdem wurde ein Freispruch gefällt, "dass die Tür net zugeht" (Ainedter). Der Richter schloss jeden Zweifel aus und verkündete: "Da war einfach nichts."

Backenzahn

Wer den Fernsehapparat aufdreht, kommt um Birgit Sarata, Marika Lichter – und Manfred Ainedter nicht herum: Casting-Jury bei einer Misswahl, die Wiener Wies’n (drei Mal mit Ainedter, wie er selbst vorzählt)... "Ich geh’ doch eh nirgends mehr hin", behauptet der Staranwalt. Aber egal, wie lange der Seitenblicke-Auftritt gedauert hat, dem Plädoyer am nächsten Morgen ist nichts anzumerken. Nicht einmal mit gezogenem Backenzahn, von dem er sich in der Nacht vor dem Prozess um den Maturaskandal (1999) mit der Kombizange selbst befreite.

Unter Freunden ist der "Mandi", wie Ainedter gerufen wird, wegen seiner Telefonitis verschrien. "Das geht sechs Stunden am Tag so", sagt Anwaltskollege Peter Philipp. Als der Spezi mit ihm Urlaub am Wörthersee verbrachte, drohte Philipp, er werde das Handy beim kleinsten Mucks in den See werfen – und "Mandi" telefonierte acht Tage lang nicht (oder heimlich).

Nach und nach lässt der zweifache Vater und zweifache Großvater auch den Sohn ran. "Angesehene Klienten finden langsam den Weg zu mir", sagt Klaus Ainedter, ganz ohne Society-Auftritte. Die modernisierte Kanzlei in der Leopoldstadt trägt seine Handschrift.

Samt abhörsicherem Besprechungsraum, dem – wie bei einem Treppenwitz – noch die Vorhänge vor den ebenerdig gelegenen (!) Fenstern fehlen. Klienten in Wirtschaftssachen legen Wert auf Intimität. Vielleicht schätzt sie aber auch Klaus Ainedter selbst, seit der Vater die Studentenbude des Sohnes ohne Anläuten mit dem Zweitschlüssel gestürmt hatte. "Ich habe ihn dann immerhin soweit gebracht, dass er während des Aufsperrens anläutet."

Hautcreme

Ans Aufhören denkt der Senior nicht. Nicht mit dem Rauchen (als Vorkämpfer gegen das Rauchverbot in der Gastronomie), und nicht mit dem Job. Eigenen Angaben nach werden zwar "in den Mühlen der Justiz die Sorgenfalten tiefer", aber dazu gibt es ja eine österreichische Anti-Aging-Creme, für die der 66-Jährige als Testimonial in der Werbung plädierte.

1980 gründete der Sohn eines Rauchfangkehrermeisters seine eigene Kanzlei, seit 2011 ist Sohn Klaus gleichberechtigter Partner. Manfred Ainedter ist seit einem halben Jahr Präsident der Vereinigung der Strafverteidiger Österreichs.

Die Fälle

Dem Top-Kriminalisten Ernst Geiger verhalf Ainedter zum Freispruch in der Sauna-Affäre, dem Fahrradprofi Bernhard Kohl zur Einstellung des Doping-Verfahrens. Als er gemeinsam mit Sohn Klaus den kasachischen Diplomaten Rakhat Alijew vertrat (der sich in seiner Zelle erhängte), machte sich die Ehefrau und Mutter Ainedter Sorgen. Aber Manfred Ainedter sagt, er sei noch nie bedroht oder gar attackiert worden.

Der Buwog-Prozess

Es geht um den Verkauf der Bundeswohnbaugesellschaft Buwog im Jahr 2004. Grasser leitete als Finanzminister den Privatisierungsvorgang – dabei sollen an die Lobbyisten Peter Hochegger, Walter Meischberger und an Grasser selbst Bestechungsgelder geflossen sein (zehn Millionen). Alle Beteiligten bestreiten das.

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