„Dialog der Kulturen ist kein Orchideen-Thema“

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon oder der türkische Premier Erdogan – die Konferenz in der Hofburg für mehr Toleranz ist hochkarätig besetzt.

Ich habe mein gesamtes bisheriges Leben in einer Region voller Grenzen verbracht“, sagt die 25-jährige Israelin Goni Zilberman. Davon kann auch Ghadeer A. Awwad ein trauriges Lied singen. Die junge Palästinenserin lebt auf der anderen Seite der Barrieren. In Wien begegneten einander die beiden am Dienstag ganz ohne trennende Mauern – beim Jugendtreffen im Rahmen des fünften „Global Forums“, das den interkulturellen und interreligiösen Dialog fördern soll.

Zu Mittag wurden die Gespräche über Toleranz, Pressefreiheit und Jugendarbeitslosigkeit im MuseumsQuartier durch einen hohen Besuch kurz unterbrochen: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon machte den Entscheidungsträgern von morgen seine Aufwartung und schwärmte vom Engagement der jungen Generation. Fotos von und mit dem „Mister UNO“ waren heiß begehrt.

Heute wird Ban einer der Hauptredner sein, wenn die zweitägige Konferenz in der Wiener Hofburg offiziell eröffnet wird. Und sie ist hochkarätig besetzt. Unter anderem wird der türkische Premier Tayyip Erdogan erwartet, der mit seinem damaligen spanischen Amtskollegen Jose Luis Zapatero 2004 die Initiative gestartet hat. Nach den Terror-Anschlägen des 11. September 2011 wollte man ein Signal für mehr Miteinander setzen.

„Weltweit brodeln Krisenherde und führen uns deutlich vor Augen, dass die Förderung von Respekt und Toleranz zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kulturen und Religion heute wichtiger ist denn je“, sagte Österreichs Außenminister Michael Spindelegger als Gastgeber dem KURIER. Der Dialog sei daher „kein Orchideen-Thema, sondern eine absolute Notwendigkeit“. Die Bundeshauptstadt mit ihrer „langen Dialog-Tradition“ sei dafür ein „idealer Austragungsort“.

Über 1000 Teilnehmer

Vertreter aus 130 Staaten sind angereist. Unter anderen so „Hochkaräter“ wie der Emir von Katar, Hamad bin Khalifa al-Thani, oder der Außenminister des Irans und sein saudischer Amtskollege. Insgesamt werden mehr als 1000 Teilnehmer erwartet, darunter christliche Würdenträger, Rabbis, Muftis. Wermutstropfen: Viele europäische Staaten und die USA sind nur auf Botschafter-Ebene präsent. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die bisherigen Konferenzen der „Allianz der Zivilisationen“ kaum konkrete Ergebnisse geliefert haben.

Das soll diesmal laut Spindelegger anders sein: „Am Ende soll es die ,Wiener Erklärung‘ geben. Sie soll die Grundlage für eine strategische Neuausrichtung der Organisation bilden.“

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