Gipfelkreuze "gefällt": Bayrische Polizei jagt Alpin-Vandalen

Auf dem Schafreuter hat der Unbekannte zuletzt zugeschlagen
Für die Ergreifung eines Mannes, der drei Gipfelkreuze umgehackt hat, gibt es eine Belohnung.

Der Unbekannte muss sich in der Nacht auf Sonntag am Gipfel des Schafreuter (2102 m) an der Grenze zu Tirol mit einer Axt ordentlich abgemüht haben. Letztlich dürfte ihn aber die Kraft verlassen haben – zumindest konnte er sein Werk nicht vollenden.

Für das fünf Meter hohe Eichen-Gipfelkreuz auf dem Berg im Karwendel war es dennoch zu spät: "Er hat es zu drei Viertel angeschlagen. Es hätte bloß ein Windstoß gefehlt, damit es umfällt. Es musste umgelegt werden", sagt Paul Schenk von der Sektion Bad Tölz des Deutschen Alpenvereins (DAV).

Die ist für das Gebiet rund um den Schafreuter zuständig und verpachtet auch eine Hütte auf Tiroler Seite des Grenzbergs. Es ist das dritte Mal, dass der Mann in der Region zugeschlagen hat. Zu Pfingsten hackte vermutlich der selbe Täter auf der Dudl-Alm, ebenfalls im Karwendelgebirge gelegen, ein Holzkreuz um. Ende Juli musste unweit des Schafreuters das Gipfelkreuz am Prinzkopf daran glauben.

Über die Motive des in deutschen Medien bereits "Kreuz-Hackers" genannten Täters kann nur gerätselt werden. "Aber er dürfte etwas gegen religiöse Symbole am Berg haben", vermutet Josef Mayr von der zuständigen Polizei im bayrischen Bad Tölz. Die Anhaltspunkte für die Polizei sind spärlich. "Wir haben wenig Fleisch für Ermittlungen", sagt der Beamte.

In einem Fall hatten Zeugen einen möglichen Verdächtigen als "dunklen Typen mit ausländischem Akzent" beschrieben. Nach der Attacke am Schafreuter ist Wanderern ein auffälliger Mann entgegengekommen, der laut Musik am iPod hörte. Der habe aber helle Haare gehabt, hieß es. Nur darin, dass der mögliche Täter etwa 1,80 Meter groß und kräftig ist, waren sich die Zeugen einig.

Hoffen auf Hinweise

Paul Schenk zeigt sich schockiert von den Vandalenakten: "Ein Gipfelkreuz ist Zeichen für Ruhe, Gemeinsamkeit und Sicherheit. Es ist für mich unfassbar, dass jemand so etwas zerstört. Wir haben eine Belohnung für Hinweise zur Ergreifung des Mannes ausgesetzt." Wer diese Belohnung zugesprochen bekommt, dürfte jede Menge Gipfelkreuze zu sehen bekommen: Ausgelobt ist ein Rundflug über das Karwendelgebirge.

Für Polizist Mayr ist jedenfalls klar, dass es ohne Hilfe von aufmerksamen Wanderern kaum möglich sein wird, den Kreuz-Fäller zu schnappen. Er bittet mögliche Zeugen, sofort Alarm zu schlagen, wenn sie etwas sehen – nicht erst nach der Rückkehr ins Tal. "Selbst dann ist auch noch die Frage, ob wir gerade einen Hubschrauber haben und wie schnell wir dort hinkommen", erklärt der Ermittler.

Paul Schenk will indes alle Hebel in Bewegung setzen, damit am Schafreuter bald wieder ein Gipfelkreuz steht. "Noch liegt die Leiche am Berg. Aber am Sonntag gibt es ein Treffen, bei dem wir Nägel mit Köpfen machen werden", sagt er. Es gäbe ein sportliches Ziel: Bis zu einer Bergmesse am 9. Oktober soll ein neues Kreuz stehen.

Das Aufstellen wird mit Sicherheit mühsamer als das Umhacken. 2003 wurde das Gipfelkreuz von Helfern auf den Schafreuter getragen. Straße gibt es keine.

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