"Auch die Religion hat keine Antwort"

Claudia und ihr Sohn wurden am Dienstag beerdigt
100 Verwandte und Freunde nahmen in Kärnten von der getöteten 25-Jährigen Mutter und ihrem Kind Abschied.

"Viele Bussis", steht auf der weißen Schleife des Gestecks auf dem kleinen Sarg: Noah wurde nur knapp zwei Jahre alt. Neben ihm ist seine Mutter Claudia aufgebahrt: "Bussi. Mama und Papa", lautet der letzte Gruß der Eltern an ihre Tochter.

Die 25-jährige Claudia Konstatinovics war im sechsten Monat schwanger, als sie Anfang des Monats erschossen wurde. Ihr Sohn Noah war erst 21 Monate alt, als er erwürgt wurde: Unter Tatverdacht steht Claudias Freund und Noahs Vater, ein 23-jähriger Polizist aus Trofaiach in der Obersteiermark.

Daniel L. ist geständig: Er soll Frau und Kind am 2. Oktober in der gemeinsamen Wohnung in Wien getötet haben. Die Leichen wurden am 7. Oktober in einer verwucherten Wiese in Trofaiach gefunden. L. sitzt im Landesgericht Wien in einer Gemeinschaftszelle mit drei weiteren Insassen in Untersuchungshaft; der Verdächtige gilt als suizidgefährdet.

Rund 100 Familienmitglieder, Freunde und Bekannte kommen zum Begräbnis von Claudia und Noah in Grafenstein, der Kärntner Heimatgemeinde der 25-Jährigen. Diakon Gottfried Riepl versucht, Trost zu spenden: Solches Leid auszuhalten sei nur möglich, wenn die Familie zusammenhalte. "Auf das Warum gibt es aber keine Antwort. Auch die Religion hat keine", betont der Diakon. Claudia, Noah und der ungeborene Sohn, der Louis hätte heißen sollen, hätten aber "im Himmel eine ewige Heimat gefunden".

Eine Stimme geben

Claudias Familie nahm bereits vergangene Woche in der virtuellen Welt öffentlich von der jungen Frau Abschied. In einem Facebook-Eintrag schrieb ihre Schwester, dass sie "Claudia eine Stimme verleihen" wolle: Die 25-Jährige war eine liebevolle Mutter, stets hilfsbereit und so glücklich, erneut ein Kind zu erwarten - "Bauchzwergi Louis".

Vor ein paar Tagen verfasste die Kärntnerin einen weiteren öffentlichen Eintrag: Darin bittet sie Claudias Freunde und Bekannte, ein paar Zeilen über die junge Frau zu schreiben. Außerdem ersucht sie um Fotos ihrer Schwester und ihres kleinen Neffen. "Um die schönen Erinnerungen an Claudia und Noah zu bewahren und meinen Eltern etwas Trost und Freude zu spenden", begründet sie. "Ich kann nur erahnen, wie meine Eltern derzeit unter dem Verlust ihrer Tochter und ihres Enkels leiden. Aber wirklich nachempfinden können diesen Schmerz nur wenige."

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