Gesundheitsrisiko ist unklar

Ein Massenspetrometer, wie er verwendet wird um Proben auf das Umweltgift HCB zu testen in einem Labor der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) in Wien am Dienstag, 9. Dezember 2014.
Kinder weisen erhöhte Werte auf / Alternative Ernährung empfohlen.

21 von 131 gezogenen Blutproben aus dem von Hexachlorbenzol-Emissionen betroffenen Kärntner Görtschitztal lagen über dem Referenzwert. Auch einige Kinder seien bei dieser Personengruppe dabei, teilte Umweltmediziner Hans Peter Hutter am Donnerstag mit. Eine Bewertung des Gesundheitsrisikos wagt er noch nicht.

"Ich kann keine verbindliche Aussage treffen, inwiefern sich das HCB im Körper lang- oder mittelfristig auf die Gesundheit auswirkt", sagt Hutter. Eine Risikobewertung der Blutuntersuchungen soll am Freitag stattfinden, wenn Umweltorganisationen, die Medizinische Universität Wien, das Land und das Umweltbundesamt zusammentreffen.

Keine Studien

Es gebe zwar Referenz- und Vergleichswerte, aber keinerlei gesetzliche Grenzwerte, unterstreicht Hutter die Einmaligkeit dieses HCB-Umweltskandals. Daher würden diesbezügliche Studien fehlen. Was die Kinder betrifft, die erhöhte HCB-Werte ausweisen, ist sie Sachlage noch komplizierter: "Sie sind weniger als vier Jahre alt – da gibt es nicht einmal Referenzwerte." Den verzweifelten Menschen kann Hutter nur Folgendes raten: "HCB wurde hauptsächlich über die Ernährung aufgenommen. Und da reden wir wiederum hauptsächlich von Milch- und Fleischprodukten. Menschen mit hohen HCB-Belastungen müssten letztlich darauf achten, so wenig wie möglich HCB aufzunehmen." Teilweise werden in Milch und Fleisch noch hohe Konzentrationen des Umweltgifts gemessen.

Verzweifelte Menschen

Bei der Diagnosebesprechung mit den Görtschitztalern erkannte Hutter übrigens, dass die HCB-Werte im eigenen Körper auf der Prioritätenliste der Bevölkerung gar nicht ganz oben stehen: "Den meisten Menschen geht es psychisch sehr, sehr schlecht. Die Verzweiflung, die Existenzangst und die Perspektivenlosigkeit sind spürbar. Es ist ein Paradoxon, dass jene Menschen zum Handkuss kommen, die bestrebt sind, möglichst natürliche Lebensmittel zur Verfügung zu stellen."

Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) betonte, das Görtschitztal werde einem "permanenten Bio-Monitoring unterzogen, um der Bevölkerung wieder eine Perspektive zu geben."

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