„Dienstrad statt Dienstauto“, lautet das Motto von Kärntens Verkehrslandesrat Rolf Holub

© /GERT EGGENBERGER

Kärntner Sparstift

Für Beamte gilt: "Hallo Dienstrad!"

Fuhrpark wird um ein Drittel reduziert, Ankauf von 50 Fahrrädern geplant. Nutzung des Zugs: "Lokführer ersetzt Chauffeur".

von Thomas Martinz

09/04/2015, 06:00 AM

Eines muss man den Kärntner Landespolitikern zugute halten: Der Sparzwang lässt jede Menge Improvisationstalent und Erfindungsreichtum aufblitzen. Brandneu auf der "Streichliste", die quer durch alle Ressorts und Fraktionen geht, ist der Fuhrpark für Landesbedienstete. Beamte sollen verstärkt Diensträder und öffentliche Verkehrsmittel verwenden.

"Derzeit fährt jeder Beamte zu jedem Termin mit dem Auto, weil die Nutzung des Fahrrades und des öffentlichen Verkehrs nicht trendy genug sind. Unser Mobilitätsmasterplan sieht jedoch vor, dass man künftig auch mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen wird", unterstreicht Verkehrslandesrat Rolf Holub (Grüne) die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens.

90 der aktuell im Landesdienst stehenden 275 Diesel-Pkw werden ersatzlos gestrichen, ein Drittel wird auf Elektroautos umgestellt, der Rest bleibt erhalten. Diese Maßnahme soll 2016 wirksam werden. Die Landesbeamten, die aus Spargründen bereits auf eine Nulllohnrunde eingeschworen werden, müssen nun in Sachen Mobilität viel Flexibilität und Muskelkraft beweisen. Folgende Neuerungen sind geplant:

Diensträder Innerstädtische Fahrten sollen nicht mehr mit dem Dienstauto angetreten werden. Das Land sieht den Ankauf von 50 Fahrrädern vor – nein, keine Elektro-Räder: die Angestellten sollen selbst in die Pedale treten. Als Anreiz für die Beamtenschaft wurde sogar die Idee geboren, dass Kilometergelder verrechnet werden dürfen. "Für Dienstwege, die bisher mit dem Privatfahrrad erledigt wurden, gibt es diese Regelung bereits", sagt Holubs Fachreferent für Nachhaltigkeit und Energie, Stefan Merkac. Er ist für die Ausarbeitung des Mobilitäts -plans zuständig.

Öffis "Die Verbindungen werden besser und schneller. Das müssen wir nutzen", betont Holub. "In Zukunft ersetzt der Lokführer den Chauffeur", ergänzt Merkac. So könne man die Arbeitszeit besser nutzen; vielen Beamten würde im Auto übel werden, wenn sie Protokolle lesen müssten. "Im Zug hat das eine andere Qualität", meint Holub. Zusatz: "Selbstverständlich reicht eine Ticket zweiter Klasse." Das Land Kärnten wird mit den Bundesbahnen Kontakt aufnehmen, um ein Kontingent an Vorteilscards zum Dumpingpreis anzukaufen.

Fahrgemeinschaften "In der Vergangenheit sind oft drei Sachverständige mit drei Autos zu einem Termin gefahren. Das werden wir abstellen", lautet die Vorgabe.

E-Dienstautos 80 werden angekauft. Tagesstrecken, die unter 150 Kilometern liegen, dürfen nur mit E-Autos bedient werden. Die Fortbewegungsmittel – VW Polo und VW Up – bewegen sich bei den Anschaffungskosten im unteren Preissegment.

Der "Fahrrad-Pflug"

Holub will das gesamte Einsparungspotenzial nicht beziffern. Die Vorgabe soll jedoch bei einer Million Euro liegen. Für Gernot Nischelwitzer, Obmann der Zentralpersonalvertretung, sind die Pläne hingegen eine "Riesendummheit." Die Kollegen würden stets auf die Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit achten. Der öffentliche Verkehr sei in Kärnten so schlecht ausgebaut, dass künftig bei Tagesreisen Übernachtungen erforderlich wären. Und zum Ankauf von Fahrrädern: "Holub wird noch auf die Idee kommen und zur Schneeräumung einen Pflug aufs Radl montieren."

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