Frust bei Wirten: "Meteorologen zerstören den Bergtourismus"

Arthur Lanthaler: „Wegen Regen bricht die Welt nicht zusammen.“
Auf hochalpinen Hütten klagen Wirte über Einbußen bei Tagesgästen aufgrund falscher Wetterdaten.

Warm und nass: So fiel die Bilanz der Meteorologen über den heurigen Sommer aus. Der war geprägt von einem äußerst wechselhaftem Wetter und nur schwer zu prognostizierenden regionalen, teils katastrophalen Starkregenfällen. Da konnte es in einem Ort wie aus Kübeln schütten und ein paar Kilometer weiter kam kein Tropfen vom Himmel.

Für die Bewirtschafter von hochalpinen Berghütten neigt sich eine mehr als durchwachsene Saison dem Ende zu. "Ich kenne Wirte, die extrem frustriert sind und zum Teil sogar ans Aufhören denken. Und zwar aufgrund der Wetterberichte", sagt Peter Kapelari, Hüttenreferent beim Oesterreichischen Alpenverein (OeAV).

Verärgerter Gastgeber

Einer, der zwar nicht ans Aufhören denkt, aber ansonsten die Aussage von Kapelari sofort unterschreiben würde, ist Arthur Lanthaler. Der Wirt der Geraerhütte auf 2324 Metern in den Zillertaler Alpen ist gar nicht gut auf die Wetterfrösche zu sprechen: "Die Meteorologen zerstören den Bergtourismus."

Einerseits seien diese heuer immer wieder mit ihren Vorhersagen daneben gelegen. Andererseits kritisiert der 51-Jährige bestimmte Formulierungen. Wenn etwa von "Gewittern ab den Mittagsstunden" die Rede sei. Da würden viele Menschen gar nicht erst losgehen, obwohl Sommergewitter meist erst nachmittags beginnen. "Wegen ein bisschen Regen bricht die Welt sowieso nicht zusammen", sagt Lanthaler. Im Juli verzeichnete der Hüttenwirt, der seit 32 Jahren im Geschäft ist, ein Minus von 50 Prozent bei den Tagesgästen im Vergleich zum Vorjahr, im August 30 Prozent.

Kapelari sieht die Schuld aber nicht alleine bei den Meteorologen: "Keiner schaut mehr, wie das Wetter wirklich ist. Die Leute hören ‚Gewitter‘ im Radio und gehen nicht auf den Berg. Die Hüttenwirte sitzen dann teilweise am Sonntag bei schönstem Wetter mittags allein auf der Hütte. Das ist zermürbend."

Nasse Gäste

Florian Düllinger von der Bettelwurfhütte im Tiroler Karwendel teilt diese Sicht. "Die Leute schauen nicht mehr aus dem Fenster", sagt er. Und das führe teilweise zu kuriosen Situationen. So sei zuletzt etwa an einem Wochenende für Samstag Schön- und für Sonntag Schlechtwetter angesagt gewesen. "Es war aber genau umgekehrt. Am Samstag war die Hütte dann voller nasser Leute, am Sonntag war sie bei Schönwetter leer", schildert der Wirt.

Veronika Felderer kann dagegen "nicht jammern", wie die Wirtin von der Kellerjochhütte in den Tuxer Voralpen sagt. Die Diskussionen um die Wirkung von Aussagen in Wetterberichten sind ihr allerdings nicht neu. "Wenn der Sprecher wanderbares Wetter verspricht, dann gehen alle wandern. Es gibt immer mehr Leute, die sich gerne bevormunden lassen."

Karl Gabl kennt das Wetter und die Berge. Der Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit hat Jahre lang als Meteorologe die Wetterdienststelle Innsbruck geleitet. Auch er ist überzeugt, dass "zu sensibel auf Wetterberichte reagiert wird. Die Menschen müssen sich vom Schönwetterwahn lösen. Es bringt nichts, ängstlich daheim zu sitzen."

Wie Meteorologen dabei sprachlich mithelfen können, dafür hat Gabl keine Lösung. Er empfiehlt Bergtouristen, sich genaue Informationen für die Region einzuholen, in der sie eine Tour planen.

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