Fracking: Reizwort am Bodensee
Über 60.000 Vorarlberger haben zuletzt eine Petition gegen Fracking unterzeichnet. In seiner letzten Sitzung nahm der Landtag ein Verbot der umstrittenen Fördermethode für Schiefergas sogar in die Verfassung auf. Und ausgerechnet im Ländle hat der deutsche EU-Energiekommissar Günther Oettinger sich nun für Fracking ausgesprochen. Er erntete eine Welle der Empörung.

Das Thema wird im Bodenseeraum mit besonderer Sensibilität beäugt. Denn in der Region werden große Schiefergas-Vorkommen vermutet. Im deutschen Baden-Württemberg laufen zudem seit Jahren Erkundungen durch private Energieunternehmen. Gleichzeitig ist der Bodensee Trinkwasserquelle für Millionen Menschen.
Vorarlbergs Oppositionsparteien bezeichneten am Freitag die Aussagen des EU-Gastes als "ungeheuerlich" (FPÖ), "katastrophal" (Grüne) und "unverantwortlich" (SPÖ). Aber auch Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) stimmte in den Kanon ein: "Der Schutz für die vor Ort lebende Bevölkerung und für unser Trinkwasser hat klar vor wirtschaftlichen Interessen zu stehen."
Doch diese wirtschaftlichen Interessen haben zuletzt wieder Aufwind bekommen. Bereits vor zwei Wochen hatte Öttinger angesichts der Krim-Krise Werbung für Fracking gemacht. Es gehe um die Reduzierung der Abhängigkeit von russischem Gas.
Am Bodensee ist die Ablehnung dieser Energieform jedoch grenzüberschreitend groß. Im vergangenen Dezember hat die Internationale Bodenseekonferenz Fracking einstimmig eine Absage erteilt. Zu den Mitgliedern gehören neben Vorarlberg mehrere Schweizer Kantone, aber auch die deutschen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern.
Kommentare