FPÖ startet in Tirol um Monate zu früh in den Wahlkampf

H.C. Strache reiste zur Unterstützung von Tirols FPÖ-Chef Abwerzger an
Freiheitliche wollen Grüne aus Koalition mit der ÖVP kicken und selbst in Regierungsverantwortung kommen

Es riecht nach Wahlkampf und nach Speck, der FPÖ-Funktionären im Foyer des "SZentrum" in Schwaz aufgetischt wird. Der Saal, dessen rote Wände mit Licht blau eingefärbt sind, ist brechend voll. "Wir müssen ab heute wahlkämpfen", sagt Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger an diesem Mittwochabend. Bis zur Landtagswahl dürften freilich noch rund zehn Monate vergehen. Sie findet voraussichtlich im Februar 2018 statt.

Die Marschrichtung der FPÖ wird bei der Präsentation ihrer Kandidaten in Schwaz rasch klar: Die ÖVP bekommt nur ein paar sanfte Seitenhiebe ab. Der Koalitionspartner der Schwarzen steht im Zentrum der Attacken. "Wo Grün regiert, herrscht das Chaos", springt Bundesparteichef Heinz Christian Strache Abwerzger bei.

ÖVP wird geschont

Beide sind sich einig: "Der nächste Landeshauptmann heißt Günther Platter". Die ÖVP soll offenbar nicht verprellt werden: "Wir wollen Regierungsverantwortung", sagt der Tiroler FPÖ-Chef. Zuvor müsse die schwarz-grüne Mehrheit gebrochen werden.

Die Stimmen dafür sollen von der ÖVP kommen. Wer eine Neuauflage der jetzigen Koalition verhindern wolle, müsse die FPÖ wählen. "Auch wenn er das zuvor noch nie getan hat", sagt Abwerzger.

ÖVP-Insider sehen die Vorlieben innerhalb der Partei für eine Koalition mit FPÖ oder Grünen bei 50:50. Insbesondere der Wirtschaftsflügel liebäugelt mit den Freiheitlichen. Skeptiker fürchten aber böse Überraschungen. Zuletzt musste Abwerzger einen Bezirksfunktionär vor die Türe setzen, der Adolf Hitler auf Facebook zum Geburtstag gratuliert hatte.

Platz zwei im Fokus

Die FPÖ, 2013 in Tirol bei 9,34 Prozent gelandet, ist im Umfragehoch. Sie könnte 2018 Platz zwei erobern. Strache traut den Seinen das "historisch beste Ergebnis" zu, wie er am Donnerstag erklärte. Der bisherige Rekord liegt bei 19,62 Prozent im Jahr 1999. Abwerzger diktiert der ÖVP indes Koalitionsbedingungen – etwa Grenzkontrollen am Brenner oder ein verschärftes Mindestsicherungsmodell.

Tirol steht ein langer Wahlkampf ins Haus. Die wechselseitigen Angriffe der Parteien nehmen bereits an Schärfe zu. Gebi Mair, Klubobmann der Tiroler Grünen, holte am Donnerstag zum Schlag Richtung FPÖ aus und meinte: "Die rechte Chaostruppe ist in der Opposition recht gut aufgehoben."

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