Tragödie in der Thermenstadt

Der Bau der Therme Aqualux in Fohnsdorf führte zu einem Strafverfahren und möglicherweise auch zu einem tragischen Todesfall.
Lebensgefährtin des Bürgermeisters war in der Thermen-Affäre die Zweitangeklagte.

Im obersteirischen Fohnsdorf herrschen Trauer und Bestürzung: Eine Gemeindemitarbeiterin starb am Wochenende. Sie hat sich das Leben genommen. Die für Montagabend angesetzte konstituierende Sitzung des neu gewählten Gemeinderates mit der erneuten Kür Hans Straners zum Bürgermeister wurde verschoben.

Für den 57-jährigen SPÖ-Ortschef bedeutet der Tod der Beamtin aber auch eine private Tragödie. Sie war seine Lebensgefährtin. Dies ist sein zweiter privater Schicksalsschlag: 2003 wurde er von einem Ex-Gemeinderat angeschossen und lebensgefährlich verletzt.

46 Seiten Anklage

Hinweise auf das Motiv für den Freitod gibt es keine. Doch eine Möglichkeit liegt nahe: Die Gemeindebedienstete war die Zweitbeschuldigte im Strafverfahren gegen Straner. Es ging um den Verdacht des Amtsmissbrauches rund um Zahlungen an die Fohnsdorfer Therme. Allerdings betrafen die Vorwürfe gegen die Gemeindebedienstete nur einen geringen Teil. Denn fast sechs Jahre lang wurde wegen des Baus der Therme vor allem gegen Straner ermittelt, ehe die Staatsanwaltschaft Leoben Mitte März die 46 Seiten dicke Anklage einbrachte.

Bei Straner geht es um Amtsmissbrauch und Untreue: So soll er unter anderem einen Zuschuss für die Therme ohne Gemeinderatsbeschluss bewilligt haben, ebenso die Tilgung eines Kredites. Eine Zahlung für den Bau sei ohne Genehmigung des Landes erfolgt.

Der Bürgermeister verteidigte sein Vorgehen stets und beteuerte, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Das wolle er vor Gericht beweisen, deshalb verzichtete er auf einen Einspruch gegen die Anklage. Die Verhandlung dürfte im September stattfinden.

Aqualux war Straners Prestigeprojekt: 25 Millionen Euro kostete der Bau, der 2007 eröffnet wurde. Doch die Therme wurde nur durch Haftungen der Gemeinde und Zuschüsse des Landes vor dem Untergang gerettet.

Die Gemeindeaufsicht fand 21 Verstöße gegen die Gemeindeordnung, das Land setzte Straner ab. Bei den Neuwahlen 2011 kandidierte er nicht für die SPÖ und erreichte mit der "Liste Hans" 55 Prozent der Stimmen. Heuer trat er wieder für die Roten an, verlor zwar an Prozenten, hielt aber die Absolute in Mandaten.

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