Flüchtlinge verkauft und zur Prostitution gezwungen

Operation Weißstorch: 29 Opfer ausgeforscht.

In ihrer Heimat Nigeria wurden sie mit einem Voodoo-Fluch belegt. Schlepper brachten sie nach Österreich und verkauften sie an Menschenhändler. Und bei diesen mussten sie ihre Schulden abarbeiten. Zum Teil als Zwangsprostituierte in den Asylunterkünften, zum Teil in Bordellen oder als Escort-Damen. Immer unter den strengen Augen der "Madams", der brutalen Aufpasserinnen. Ein Entfliehen aus der Zwangsprostitution war für die Frauen unmöglich. Der Fluch machte sie gefügig – sonst, so der feste Glaube der Frauen, würde Unheil über die Familie brechen.

Europol-Operation

Im Rahmen der Europol-Operation "Weißstorch" gegen Menschenhandel und Schlepperei wurden in Österreich 29 Opfer von Zwangsprostitution ausgeforscht – in Wien, Kärnten, Niederösterreich, Vorarlberg und Tirol. Und erstmals betrifft die auch Flüchtlinge: "Wir haben sechs Frauen aus Nigeria als Opfer identifizieren können", sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt.

Die Frauen sind kaum älter als 18 Jahre. "Die Betroffenen glauben sehr stark an den Voodoo-Zauber. Wir mussten ihnen mühevoll klar machen, dass wir ihnen helfen können", schildert Tatzgern. Der psychische Zwang sei so groß gewesen, dass sich die Frauen nicht einmal getraut hätten, alleine einkaufen zu gehen.

Zwei Tage lang wurden bundesweit insgesamt 827 Personen kontrolliert. In Bordellen, Massagesalons, illegalen Rotlicht-Spelunken und eben auch in Flüchtlingsheimen. 16 erwiesene und 13 potenzielle Opfer von Zwangsprostitution wurden ausgeforscht – die Frauen stammen aus China, Rumänien, Serbien und eben Nigeria. Einige von ihnen, darunter die Nigerianerinnen, wurden in Opferschutzeinrichtungen gebracht.

Insgesamt wurden 18 Personen festgenommen – allerdings keine Menschenhändler: Bei den Festgenommenen handelt es sich um mutmaßliche Schlepper, Betrüger und auch um Drogendealer. Bei der Kontrolle in einem Klagenfurter Bordell wurde auch eine Cannabisplantage gefunden.

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