Fall Niels H.: Herzchirurg warnte vor Jahren vor dem Pfleger

Der deutsche Serienmord erschüttert einen in Graz tätigen Arzt: Der Pfleger arbeitete eine Zeit lang in dessen Abteilung.

Er sei "zutiefst betroffen", lässt Otto Dapunt ausrichten. Mehr will der Leiter der Herzchirurgie des LKH-Klinikums Graz jedoch nicht sagen: Der Professor war lange Zeit der oberste Vorgesetzte jenes Mannes, dessen Mordserie Deutschland erschüttert - Niels H., der Pfleger, dem laut Staatsanwaltschaft Oldenburg mindestens 90 Tötungsfälle nachgewiesen worden sein sollen.

In Oldenburg kreuzten sich die Wege des Arztes und des Pflegers. Dapunt war 1999 bis 2014 Chefarzt am Klinikum Oldenburg, H. arbeitete bis 2001 auf dessen Intensivstation. Laut Polizei dürfte H. am Klinikum Oldenburg erstmals 2000 zugeschlagen haben.

15 Jahre später, als H. wegen sechs Fällen an einem anderem Klinikum (Delmenhorst) vor Gericht stand und zu lebenslang verurteilt wurde, war der Herzchirurg als Zeuge vor Gericht. Gegenüber der Kleinen Zeitung sagte er, er habe "als Erster" vor H. gewarnt. Der deutsche Spiegel berichtete 2015 auch von seiner Aussage, wonach ihm H. bereits damals "merkwürdig" vorgekommen sei: H. habe sich vorgedrängt, H. wollte stets bei Patienten mit schwerer Krankheit eingesetzt werden, H. habe einen "nicht durch Fachlichkeit geprägten Aktionismus" bei Wiederbelebungen gezeigt.

Mehrfach informiert

Dapunt informierte die Pflegeleitung "mehrfach", wie er vor Gericht aussagte: Ihm sei das Verhalten des Pflegers merkwürdig vorgekommen. Doch dessen direkte Vorgesetzte hätten H.s "überschwängliches Engagement nicht negativ ausgelegt".

Wer was warum tat oder nicht, interessiert auch die Staatsanwaltschaft Oldenburg. Die Justiz geht von sechsfachem Mordverdacht im hiesigen Klinikum aus. Doch diese Ermittlungen dürften noch bis ins nächste Jahr dauern, betont ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. "Wir arbeiten jetzt einmal die Tötungsfälle auf und dann kann man gucken, wer in dieser Zeit wofür verantwortlich war."

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