"Das härteste Rennen der Welt"

APA8192628 - 10062012 - EISENERZ - ÖSTERREICH: Das Erzberg-Rodeo findet heuer vom 07. bis 10. Juni 2012 am Erzberg statt und ist eines der größten Endurorennen der Welt. Im Bild: Motocross-Fahrer am Sonntag, 10. Juni 2012, während des Red Bull Hare Scramble Bewerbs. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Am Donnerstag startet das 19. Erzbergrodeo mit 1500 Fahrern und bis zu 50.000 Besuchern.

Gabriel Lister ist einer jener Fahrer, die eine sehr weite Anreise auf sich genommen haben. Der 25-Jährige kommt aus der Dominikanischen Republik und ist nur aus einem Grund im kleinen, obersteirischen Eisenerz: „Hier ist das härteste Rennen der Welt.“

Hart, aber begehrt: 1500 Startplätze gab es für die 19. Auflage des Erzbergrodeos. In 49 Minuten waren sie alle weg und online gebucht. Unter den 1500 Startern sind 70 Profis, doch der Großteil sind Hobby-Fahrer. Lister ist zum zweiten Mal dabei. „Es macht Spaß, du kannst dich beweisen: Du gegen den Berg.“

Dieser Berg, der Erzberg, macht es Bikern aber nicht leicht. Es gibt mehrere Rennen, aber alle wollen eines: Am Sonntag dabei sein, beim Hare Scramble. Doch da dürfen nur die 500 schnellsten aus dem Startkessel loslegen. Wer dabei ist, entscheidet der Prolog, ein Qualifying tags zuvor.

Wurzeln und Matsch

Schon das ist eine Herausforderung, 13 Kilometer geht es auf den Trassen des Erzbergs in Serpentinen dahin. Doch beim Hare Scramble stehen gleich 30 Kilometer an. „Viel Stock, viel Stein, viel Berg“, sagt Veranstalter Karl Katoch grinsend. Da ist so viel Stein und so viel Berg, dass es durchschnittlich nur zehn bis fünfzehn Teilnehmer an die Spitze schaffen, im Vorjahr waren es sogar nur sieben. „Da sind Wurzeln, Steine, Matsch. Du versinkst bis zur Sitzbank im Dreck. Die Strecke ist teilweise unbefahrbar, da kannst nicht einmal zu Fuß gehen“, schildert Thomas Weis, 31-jähriger Kfz-Händler aus Niederösterreich. Sechs Mal war er schon da. „Der Kick ist, dass du unter die ersten 500 kommst und am Sonntag im Startkessel bist.“ Zuletzt lag er nach dem Qualifying auf dem 102. Platz, doch heuer will er unter die besten 100 kommen und so von einer der vorderen Startreihen loslegen. Auch 25 Frauen sind heuer am Start.

Das prognostizierte schlechte Wetter kümmert jedoch wenig. „Regen macht uns nichts“, betont Katoch. Problematischer sind Nebel oder Gewitter wegen der Blitzschlaggefahr, dann müssen Durchgänge kurzfristig abgesagt werden. Um Blitzgefahr rechtzeitig zu erkennen gibt es ein eigens entwickeltes Vorwarnsystem.

Königsmacher

Das Spektakel geht natürlich nicht ohne Verletzungen ab, doch da liege man in der Statistik nicht schlechter als Fußballspieler, versichert Veranstalter Katoch und fährt mit seinem Geländewagen die Strecke ab. Er hat das Rodeo vor fast zwei Jahrzehnten erfunden. „Ich bin hierhergekommen und hab’ gesagt, das schaut klass aus, da machen wir etwas“, erinnert sich Katoch, eigentlich Beamter in einer Wiener Magistratsabteilung. „Damals waren wir 350 Teilnehmer.“ Mittlerweile sei die Veranstaltung der Königsmacher im Motorradrennsport. „Die besten Fahrer der Welt kommen vom Erzbergrodeo.“

René Esterbauer, 28, war einmal Profi. Der Eventmanager aus Salzburg war 2009 Staatsmeister im Supermoto, hat aber auf Motorsport als Freizeitbeschäftigung umgesattelt. „Hier ist eine Familie vor Ort, in der alle den gleichen Gedanken haben: Bei so einer Sache dabei sein“, meint er. „Der Erzberg macht aus jedem Fahrer einen Star.“ Das Rennen sei anspruchsvoll, aber Angst habe keiner. „Dann wäre man fehl am Platz. Aber Respekt vor dem Berg hat man schon.“

Reportagen im US-Fernsehen, Public Viewing in Japan

Das Erzbergrodeo ist auch ein wirtschaftlicher Faktor: Bis zu 50.000 Besucher werden zu dem viertägigen Spektakel erwartet, das heute, Donnerstag, startet. Die Tageskarte kostet 30 Euro, der Vier-Tages-Pass 70 Euro. Dazu kommen noch die Teilnehmer und ihre Begleiter, von denen die meisten im Fahrerlager campieren: Das sind weitere 5000 bis 7000 Menschen aus 40 Nationen: Diese Rennsportlerstadt hat somit mehr Einwohner als Eisenerz selbst. 800 weitere Menschen sind als Personal im Einsatz. 38 Tonnen Müll müssen übrigens nach der Veranstaltung am Sonntagabend entsorgt werden.

Das Rodeo ist auch für internationale Medien reizvoll. Der US-TV-Sender NBC bringt eine 60-Minuten-Reportage darüber in 150 Millionen Haushalte. In sechs japanischen Städten, darunter Tokio und Osaka, gibt es sogar Public Viewing-Veranstaltungen.

Infos: www.erzbergrodeo.at

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