Erneut ein Mordfall ohne Leiche

Roland Krenns Leiche wurde am Freitag in einem Stall gefunden
Wie zuletzt in Tirol steht in Salzburg ein Mann unter Mordverdacht, obwohl das mögliche Opfer des mutmaßlichen Täters verschwunden ist.

Bereits seit Juli 2016 fehlt jede Spur von Roland Krenn. Ein Bekannter hatte den Salzburger Ende August als vermisst gemeldet. Die Polizei ging offenbar schon länger von einem Gewaltverbrechen aus. Das Grundstück und das Wohnhaus des 63-Jährigen im Stadtteil Salzburg Süd wurden mehrfach durchsucht, im November ließen die Ermittler bei der Suche nach einer Leiche auch den Gartenteich auspumpen.

Roland Krenn ist bis heute verschwunden. Doch nun hat der Fall eine dramatische Wende genommen. Wie die Polizei am Donnerstag berichtete, ist am 26. April ein 23-jähriger Mann aus dem Flachgau festgenommen worden. Er sitzt derzeit wegen Mordverdachts in der Justizanstalt Puch-Urstein in Untersuchungshaft. Und das, obwohl es nach wie vor keine Leiche gibt.

Erneut ein Mordfall ohne Leiche
Seit Anfang Februar wird die zweifache Mutter Jennifer V. (26) vermisst. Die Frau aus Wörgl im Tiroler Unterland war nach der Arbeit nicht nach Hause gekommen. Die Familie sucht über Vermisstenmeldungen in den sozialen Netzwerken nach der Abgängigen.
Das erinnert an den Fall Jennifer V. Die 26-jährige Tirolerin verschwand am 2. Februar. Noch ehe ihre Leiche zwei Monate später bei Kirchbichl im Inn entdeckt wurde, saß ihr Schwiegervater für 15 Tage unter Mordverdacht in U-Haft, wurde aber zunächst wieder enthaftet.

Zwei Mal in U-Haft

Als Hauptgrund wurde angeführt, dass die sterblichen Überreste von Jennifer V. fehlten. Nach dem Fund ihrer Leiche wurde der Mann erneut in U-Haft genommen, musste aber kurz darauf wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Dieses Mal wurde das damit begründet, dass die Todesursache bei der Obduktion nicht festgestellt werden konnte. Und dass damit auch der Beweis für Fremdverschulden fehlte.

Derzeit wird die Leiche von Jennifer V. in Graz noch einmal untersucht. Das Ergebnis ist noch ausständig. Ihr Schwiegervater, der seine Unschuld beteuert, wird unter anderem durch die Auswertung von Handydaten belastet. Auch das ist eine Parallele zum Fall Roland Krenn. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Robert Holzleitner, erklärt, hätten sich insbesondere aufgrund eines erstellten Bewegungsprofils Verdachtsmomente gegen den 23-Jährigen ergeben.

Ein letztes Telefonat

Bei der Auswertung der Handydaten stellten die Ermittler fest, dass Krenn am Abend des 19. Juli 2016 ein letztes Telefonat geführt hatte – offenbar von seinem Wohnhaus in der Stadt Salzburg aus. Sein Gesprächspartner: Der nun festgenommene 23-Jährige. Es gab auch ein Treffen der beiden, ab diesem Zeitpunkt gab es kein Lebenszeichen von Krenn mehr. Auch sein auffälliger Schlüsselbund fehlt (Bild), die Polizei bittet um Hinweise.

"Der Beschuldigte bestreitet aber bisher, etwas mit dem Verschwinden des Opfers zu tun zu haben. Insbesondere bestreitet er den Tatvorwurf", sagt Holzleitner. Ob der Verdächtige ohne baldigen Fund der Leiche – wie zuletzt im Fall Jennifer V. – enthaftet werden muss, beantworte Holzleitner so:"Es ist jeder Fall für sich zu betrachten. Es ist richtig, dass die Leiche abgängig ist. Die Ermittlungen laufen."

Lucile K.

Keine heiße Spur gibt es indes trotz Phantombild von jenem Mann, der in Tirol 2014 Lucile K. und Ende 2016 in Baden-Württemberg Carolin G. erschlagen hat. Die in Deutschland gegründete Soko "Erle" wurde daher von 40 auf 25 Beamte reduziert.

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