Eldorado für alte Justiz-Bekannte

Hochegger (links) und Werner Rydl am Strand von Ponta do Mel.
Lobbyist Hochegger und Steuerbetrüger Rydl, offiziell verarmt, an der Costa Branca.

Eine feine Brise, Sanddünen, am Strand entlangtrottende Esel, Meersalzsalinen, frischer Fisch und Meeresfrüchte – Ponta do Mel an der Costa Branca, ein Eldorado für Aussteiger. Zwei alte Bekannte der Justiz haben unter der Sonne Brasiliens zueinandergefunden: Lobbyist Peter Hochegger und Steuermillionen-Jongleur Werner Rydl. Dabei sind beide Herren laut eigenen Angaben "abgebrannt". Als Rydl noch in Österreich war, lebte er angeblich von Sozialhilfe. Und Hochegger beantragte als "mittelloser" Beschuldigter Verfahrenshilfe, weil er nicht über die finanziellen Mittel für seine Verteidigung verfüge. Das Gericht wollte ihm den "Armenanwalt" allerdings nicht gewähren.

Geld verbrannt

Der selbst ernannte "Steuerrebell" Werner Rydl prellte die Republik Österreich mit Vorsteuer-Betrügereien um rund 116 Millionen Euro. Dann setzte er sich nach Brasilien ab, wo er am Strand provokant einen riesigen Berg Banknoten verbrannte und die gefilmte Aktion ins Netz stellte. 2009 wurde er ausgebürgert, nach Österreich überstellt, saß einige Jahre im Gefängnis und reiste 2013 zurück nach Brasilien. Die Finanz wartet nach wie vor auf Rückzahlung eines Millionenbetrages.

Das Finanzministerium erteilt aufgrund der "abgabenrechtlichen Geheimhaltepflicht" keine Auskünfte. Doch es ist bekannt, dass in Österreich nichts zu holen war und es mit Brasilien kein Übereinkommen zur Abgabenvollstreckung gibt.

Ganz im Gegensatz zu einem gerade erst zwischen Justizminister Wolfgang Brandstetter und dessen brasilianischem Amtskollegen Jose Eduardo Cardozo unterzeichneten Auslieferungsabkommen, mit dem Wirtschaftskriminelle schneller nach Österreich überstellt werden können.

Steuerlücken

Rydl hat sich Finanzminister Hans-Jörg Schelling gleich als "kompetentester Kenner der Mehrwertsteuerpraxis" angedient und ihm gleichzeitig neue Coups angedroht: Die kleinste Erhöhung der Mehrwertsteuer wäre für ihn "eine willkommene sportliche Einladung, verstärkt nach neuen Steuerlücken zu fahnden und zu exekutieren", schreibt Rydl in einem auf der Website saubere-haende.org veröffentlichten Brief an Schelling.

Im Internet brüstet sich Werner Rydl damit, im Oktober vorigen Jahres die Seagar Aktiengesellschaft "mit Stammsitz im internationalen Hochseegebiet" im Atlantischen Ozean gegründet zu haben. Gegenstand des Unternehmens sollen "Weltraumbeschleuniger für Atommüll" sowie die Edelmetallgewinnung sein. Rydl will selbst 27.000 Unzen Gold zum Tageswert von 32 Millionen Dollar in die AG eingebracht haben.

Im Lobbyisten Peter Hochegger dürfte er am Strand von Brasilien einen kongenialen (Gesprächs-) Partner gefunden haben. In Sachen illegale Parteienfinanzierung der Telekom wurde Hochegger wegen Beihilfe zur Untreue nicht rechtskräftig zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, in Sachen BUWOG, Börsegang der Post und anderen Fällen wird gegen ihn ermittelt. Die Immofinanz fordert 12 Millionen Euro von ihm, die Telekom 9,3 Millionen, das Finanzamt 23 Millionen, seine Ex-Frau 1000 Euro Unterhalt im Monat.

Der Lobbyist verbringt häufig den Winter in Brasilien. Er verfügt dort zwar über Immobilien – darunter eine versandende Hotelanlage und eine Cashew-Nüsse-Farm. Die sind aber angeblich wertlos. Nobel geht die Welt zugrunde, sagt der Volksmund.

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