Eingriffe und Kontrollen verschoben

Eingriffe und Kontrollen verschoben
Patienten in Kärnten bekommen "Dienst nach Vorschrift" zu spüren/ Lage in OÖ entspannt.

48 statt 72 Stunden – in Kärnten und Oberösterreich schieben Ärzte seit dem gestrigen Mittwoch "Dienst nach Vorschrift". Es handelt sich um jene Bundesländer Österreichs, in denen Spitalserhalter und Mediziner mit härteren Bandagen streiten. Sie haben – wie jene in Tirol – keine Regelung zur Umsetzung des seit 1. Jänner geltenden neuen EU-Arbeitszeitgesetzes gefunden – mit unterschiedlichen Auswirkungen:

Im südlichsten Bundesland ist die Neuregelung bereits zu spüren – und zwar am Patienten selbst. Dass in den Ambulanzen der Kärntner Landesspitäler mit Wartezeiten zu rechnen sein wird, war klar, die Folgen sind aber weitreichender: Geplante Operationen mussten bereits verschoben, Termine zu Kontrolluntersuchungen abgesagt werden; Öffnungszeiten für Spezialambulanzen werden verkürzt.

"Es ist für die Häuser ein Rückschritt und es ist dramatisch für die Patienten. Es kann sein, dass Ambulanzen am Klinikum aufgrund der angespannten Personalsituation statt am Vormittag erst am Nachmittag öffnen", sagt Ferdinand Waldenberger, medizinischer Direktor des Klinikums Klagenfurt. Dort mussten an der Herz-Thorax-Chirurgie, an der Urologie, der Hautambulanz und an der Augenabteilung geplante Eingriffe abgesagt werden. "Für Menschen, die mit Ängsten leben müssen, ist das natürlich eine Katastrophe." Sollte eine Grippewelle auftreten, würde man "die Grenze der Belastbarkeit überschreiten. Dieses Notfallszenario will ich mir gar nicht vorstellen."

"Wenig Fachkräfte"

Die Kinderabteilung am Klinikum gilt als jene Station, die kärntenweit unter der 48-Stunden-Regelung am meisten zu leiden hat. "Der Akutbetrieb ist gesichert. Wir haben aber plötzlich zu wenig Fachkräfte, um unsere Spezialambulanzen besetzten zu können. Wir mussten zahlreiche Eltern verständigen, dass wir vereinbarte Kontrolltermine ihrer Kinder auf unbestimmte Zeit verschieben müssen", sind Primarius Wilhelm Kaulfersch die Hände gebunden.

Er kritisiert, dass sich die Verantwortlichen mit der drohenden Neuregelung lange nicht auseinandergesetzt hätten. "Man hat so getan, als würde der 1. Jänner 2015 nie kommen. Jetzt gilt es, rasch eine Einigung zu erzielen", sagt Kaulfersch. Die Termine würden sich "aufstauen" und er brauche "Luft". "Wir benötigen Ärzte, die bereit sind, über die 48 Stunden hinaus zu arbeiten."

Dafür ist aber zuvor eine Einigung zwischen Land, Spitalserhalter KABEG und eine dementsprechende Betriebsvereinbarung ("Opt-Out-Regelung") erforderlich. Alleingänge von Medizinern, die Überstunden schieben wollen, sind nicht möglich. Von dieser Regelung ausgenommen sind lediglich Primarii. Daher würden in Kärnten aktuell verstärkt Primarii Nachtdienste schieben, weiß Kaulfersch. Kärntenweit sind nach ersten Schätzungen 100 Ärzte-Neuanstellungen erforderlich, um die Gesundheitsversorgung längerfristig und qualitativ hochwertig garantieren zu können.

Moderator

Die Gehaltsverhandlungen gehen indes in die nächste Runde. Ärztekammerpräsident Josef Huber und KABEG-Vorstand Arnold Gabriel haben verlautbart, dass es noch diese Woche einen weiteren Gipfel geben könnte. Landeshauptmann Peter Kaiser hatte ja den Einsatz eines Moderators gefordert. Dabei dürfte es sich um den Salzburger Arbeitsrechtler und Universitätsprofessor Klaus Firlei handeln.

In OÖ werden die Gehaltsverhandlungen am 16. Jänner fortgesetzt. In den Spitalsambulanzen hielten sich am Mittwoch die Wartezeiten in Grenzen. "Bei uns ist business as usual – ein ganz normaler Arbeitstag", betonte Astrid Petritz, Sprecherin des AKh Linz. Auch bei der Landesspitalsholding Gespag war von überlangen Wartezeiten nichts bekannt. In der Ärztekammer wollte man sich zu dem Thema vorerst nicht äußern, auch nicht, ob Operationstermine verschoben werden mussten. "Seriöserweise kann man dazu frühestens erst Mitte nächster Woche Auskunft geben", erklärte Sprecherin Susanne Sametinger.

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