Dreiviertel der Jugendlichen spielen um Geld

Dreiviertel der Jugendlichen spielen um Geld
15 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen nutzen echtgeldfreie Online-Angebote. Männliche Jugendliche besonders gefährdet.

Dreiviertel der Jugendlichen haben laut einer aktuellen Studie mindestens einmal Geld bei einem kommerziellen Glücksspielanbieter eingesetzt. Bei jungen Österreichern unter 18 Jahren sind vor allem echtgeldfreie Online-Angebote beliebt. "Das Glücksspiel ist in der Lebenswelt der Jugendlichen angekommen", sagte der Jugendanwalt Anton Schmid bei der Präsentation der Ergebnisse am Montag in Wien.

Neun von zehn der Befragten im Alter von zwölf bis 24 Jahren sind bereits durch die Familie oder den Freundeskreis mit Glücksspielen in Berührung gekommen, mehr als die Hälfte gab außerdem an, innerhalb der vergangenen zwölf Monate selbst Geld bei kommerziellen Anbietern gesetzt zu haben. Sieben von zehn Befragten pokern oder wetten im privaten Umfeld und 44 Prozent nützen glücksspielähnliche aber echtgeldfreie Spiele im Internet. Unter den kommerziellen Glücksspielen sind Lotterieangebote besonders beliebt, gefolgt von anderen Spielen wie etwa Roulette, Black Jack und Poker sowie speziellen Wettangeboten.

Wie sich zeigte, sind vor allem Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren mit niedriger und mittlerer Bildung anfällig für regelmäßiges kommerzielles Glücksspiel: Etwa 15 Prozent spielen wöchentlich, hingegen gaben nur fünf Prozent der weiblichen Befragten an, von Glücksspielen Gebrauch zu machen. Niedrig und mittel gebildete Jugendliche spielten mit 14 Prozent häufiger als Jugendliche mit höherem Bildungsstand (sechs Prozent).

Online-Angebote werden von den jungen Österreichern eher weniger genutzt. "Problematisch ist aber, dass diese Spieler dazu tendieren, diese öfter in Anspruch zu nehmen", erklärte Studienautor Matthias Rohrer. Außerdem zeige diese Gruppe ein erhöhtes Gefährdungspotenzial für andere Spielarten: So wetten etwa 16 Prozent wöchentlich auf Sportergebnisse und sieben Prozent versuchen ihr Glück an Automaten.

Gefahr der echtgeldfreien Spiele

Kritisch schätzen die Forscher echtgeldfreie Spiele im Internet ein: "Der Übergang zum Einsatz von echtem Geld ist oft fließend. Denn: Warum soll ich wenn ich beim echtgeldfreien Angebot immer gewinne, nicht einmal richtiges Geld setzen und wieder gewinnen?", meinte Rohrer. Mit derartigen Spielen hat bisher jeder Dritte Erfahrungen gemacht, 15 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen nutzten diese Spiele mindestens einmal im Monat.

Über die Risiken von Glücksspielen sind die Jugendlichen laut Studie gut informiert, das individuelle Problembewusstsein ist aber niedrig: "Das ist typisch für Suchtproblematiken: Der Spieler ist immer der andere", sagte Philipp Ikrath, zweiter Studienautor. Für den Jugendschutz müsse man daher Präventionsmaßnahmen starten: "Es gibt im Internet keinen hundertprozentigen Schutz. Aber es ist unser Auftrag, die Glücksspiele in Zukunft stärker in unsere Informationsangebote zu integrieren", so Bernhard Jungwirth von der Initiative Saferinternet.at.

Die Studie wurde vom Institut für Jugendkulturforschung in Kooperation mit der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft und Saferinternet.at durchgeführt. Insgesamt wurden 1.000 Jugendliche im Alter von zwölf bis 24 Jahren befragt.

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