Die zweifelhafte Reise der ägyptischen Statuette
Eigentlich sollen Uschebti, ägyptische Grabbeigaben, den Verstorbenen im Jenseits unterstützen. Die Statue in Mumienform tauchte allerdings am Schwarzmarkt in Tirol auf. „Zwei Männer mit ägyptischem Hintergrund haben sie einem Ermittler angeboten“, erzählt Anita Gach, Kulturgutfahnderin des Bundeskriminalamtes. Sie wollten mit der 20 Zentimeter großen Statue 2 Millionen € verdienen.
„Ein wahnwitziger Preis“, sagt Kunsthändler Boris Müller. Er betreibt in Vöcklabruck die Galerie Kunst der Antike. „Die teuerste Uschebti, die mir je untergekommen ist, kostete 120.000 €.“ Antike Schätze an den Mann zu bringen, ist ein schwieriges Unterfangen. Schon allein deshalb, weil der Markt überschaubar ist. „Ein bis zwei Prozent des Kunstmarktes entfallen auf Antiken“, sagt Müller. Und die Szene kennt sich. „Taucht etwas Dubioses auf, werden alle informiert. Ware aus Krisengebieten wird nicht gehandelt.“
Zumindest nichts Neues mehr. Denn wenn der Markt eingeschränkt wird, steigen auch die Preise für die Kunstwerke, die seit Längerem im Umlauf sind – und deren Herkunft sich Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zurückverfolgen lässt.
Syrische oder irakische Kunst ist aktuell Mangelware. In Auktionshäusern sowieso. „Keiner will ein Problem“, meint Müller. Doch gefährdete Kulturgüter gibt es viele – sie sind in Roten Listen zusammengefasst.
Auch Nok-Figuren aus Nigeria finden sich darunter. Und genau so eine steht im Kinsky zum Verkauf. „Eine Ausnahme, weil wir den Verkäufer kennen, die Herkunft rückverfolgbar ist und es eine offizielle Ausfuhrgenehmigung gibt“, erklärt eine Sprecherin.
Aktuelle Raubkunst ist auf der Roten Liste nicht zu finden. „Hier sind nur Kategorien von Kulturgütern angeführt, die man nicht kaufen sollte“, erklärt Kunsthistorikerin Gach. Das Problem sei vor allem ein moralisches. „Wenn ich derartige Kunst sammle und mich auskenne, dann weiß ich, dass es vor Ort Probleme gibt.“ Dennoch: Stammt das Stück von einem Auktionshaus oder Kunsthändler, passiert dem Käufer in der Regel nichts.
Käufe auf Parkplätzen oder Märkten sind da problematischer. Und vermutlich kein gutes Geschäft für den Sammler. „Da erwischt man eher das Klumpert“,warnt Kunsthändler Müller.
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