Deutsches Gipfeltreffen im Skiwinter

Deutsches Gipfeltreffen im Skiwinter
Deutsche sind seit jeher das Fundament des Tiroler Tourismus. Zuletzt gab es ein deutliches Gäste-Plus. Deutsche stellen aber auch die meisten Gastarbeiter. Ein Lokalaugenschein im Wintersportort Sölden.

Es ist kurz vor Mittag. Und auf der Terrasse von "Bubis Schihütte" brummt bereits das Geschäft. Bei prachtvollem Frühlingswetter sitzen drei Schwaben bestens gelaunt an einem der Tische des Lokals am Fuße der Heidebahn im Skigebiet von Sölden. In den Früchten ihrer Schnapserln stecken Österreich-Fahnen; serviert wird der Magenwärmer jedoch aus deutscher Hand. Für Kellnerin Christina Blaschke aus Nordrhein-Westfalen ist es die erste Wintersaison im Ötztal.

Ihre Wintersport-begeisterten Gäste aus Stuttgart sind derartige deutsch-deutsche Gipfeltreffen in den Tiroler Bergen bei ihren häufigen Ski-Ausflügen ins nahe Nachbarland gewöhnt: "Natürlich wäre es schön, wenn man von einem Einheimischen bedient wird, das strahlt eine andere Herzlichkeit aus", sagt Toni Maier. Wirklich stören würde es ihn aber auch nicht, wenn es anders ist.

Und sein Kumpel Achim Einzele weiß aus Erfahrung: "Beim Servieren lernen die Deutschen den Dialekt. Für Touristen aus Norddeutschland klingt das dann wie ein Einheimischer", sagt der Schwabe lachend. Und Kellnerin Blaschke hat abgesehen von mehreren österreichischen Kollegen und einem deutschen Koch auch noch Kollegen aus Ungarn und Tschechien.

Deutsches Gipfeltreffen im Skiwinter
AUT, 2017-02-16; THEMENBILD FEATURE - WINTERTOURISMUS IN DER SKIHOCHBURG SOELDEN IM OETZTAL: SKIFAHRER WERDEN BEDIENT ; Foto: Roland Muehlanger

Die Deutschen sind aber die Nummer eins in Tirol. Und das in zweierlei Hinsicht: Seit der Jahrtausendwende haben sie sich im Tourismus zur führenden Gastarbeiter-Nation hochgearbeitet. Im Jahr 2000 waren im Jahresschnitt gerade 832 Deutsche in Hotellerie und Gastronomie beschäftigt. Im Vorjahr waren es rund 3500. "Die Zahlen sind aber seit 2011 leicht rückläufig", sagt Anton Kern vom AMS Tirol.

Klar aufwärts geht es hingegen bei den Zahlen der Gäste aus Deutschland – seit jeher unangefochten der wichtigste Herkunftsmarkt. In den vergangenen beiden Saisonen wurde jeweils ein klares Plus bei den deutschen Nächtigungszahlen in Tirol erzielt, die sich im Winter 2016/17 auf 13,6 Millionen gesteigert haben. Damit kommt jeder zweite Gast aus Deutschland.

So ist es auch in Sölden. Die Ötztaler Gemeinde ist eine echte deutsche Hochburg: Eine Million der zwei Millionen Nächtigungen im Wintersport-Mekka werden von Bundesbürgern gebucht.

Langjährige Treue

Kerstin Kauke trägt ihr Schärflein bei: "Mit neun Jahren war ich das erste Mal in Sölden und komme seither immer wieder", sagt die 42-Jährige aus dem Ruhrgebiet. Für ihre langjährige Treue wird sie bei ihrem heurigen Aufenthalt sogar von der Gemeinde ausgezeichnet.

Nicht zuletzt weil Kauke Stammgast in der Frühstückspension der Familie des Bürgermeisters ist, erinnert das an die "Piefke-Saga", mit der Felix Mitterer in den 1990er-Jahren das Verhältnis der Tiroler Touristiker zu ihren deutschen Gästen satirisch auf die TV-Spitze getrieben hat. Die Deutsche kann über diesen Vergleich aber nur lachen: "Es ist doch schön, wenn der Gast geehrt wird. Und ich fühle mich hier wie zu Hause."

Nicht nur gefühlt zu Hause in Sölden ist die gebürtige Berlinerin Jutta Fiegl. Vor 40 Jahren hat sie bei einem Winterurlaub im Ötztal den Mann ihres Lebens getroffen. "Der Sepp hat meinen Freunden Skiunterricht gegeben. So haben wir uns kennengelernt", erzählt die heute 59-Jährige, die mit ihrem Tiroler Mann die Pension Sonnenhang betreibt und seit 37 Jahren in Sölden lebt.

Dass es ihre ehemaligen Landsleute so sehr nach Österreich zieht, ist für Fiegl kein Wunder: "Du wohnst im Flachen auf 70 Quadratmeter in einem Wohnblock. Und dann kommst du hierher und siehst die Freiheit." Das deutsch-tirolerische Verhältnis sieht sie entspannt: "Das war immer locker und ist es bis heute." Daran hat sich auch nichts geändert, als immer mehr Deutsche zum Arbeiten kamen. "Und der Gast ist heute froh, wenn der Kellner ihn versteht", sagt Fiegl.

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