Der Streik, der keinem weh tat

Nahezu verwaist war die Zentrale Notaufnahme am Klinikum Klagenfurt
Kein Ansturm auf Ambulanzen oder offene Ordinationen, Drohung mit Generalstreik.

Die Bürger hatten einerseits wohl das Bedürfnis, mit einem Arzt zu sprechen, sahen aber keine Notwendigkeit, deshalb die Spitalsambulanzen oder Bereitschaftsärzte aufzusuchen. So kann man die durchaus überraschende Reaktion der Patienten auf den Streik der Haus- und Fachärzte am Mittwoch zusammenfassen.

In Wien, im Burgenland sowie in Kärnten protestierten Mediziner gegen die parallel im Nationalrat beschlossene Drosselung der Ausgaben im Gesundheitsbereich. Primär befürchten die Kammern, dass Hausärzte durch profitorientierte Ärztezentren verdrängt werden könnten. Dem Streikaufruf in Kärnten waren 220 von 250 Allgemeinmediziner, zahlreiche Fach- und eine handvoll Wahlärzte gefolgt.

Rund 100 fanden sich zu Mittag in der Ärztekammer in Klagenfurt ein, wo in einer Resolution an Bund und Land die "Beibehaltung des sozialen Gesundheitssystems, der Hausärzte und der freien Arztwahl" gefordert wurde. Gleichzeitig lief die Mobilmachung gegen die sechs geplanten Gesundheitszentren. "Wie kommen Patienten dorthin? Wer macht Visiten? Wer betreibt die Zentren? Wir befürchten, dass Kapitalgesellschaften bestimmen werden, welche Leistungen angeboten werden", ist Sabine Steinwender, Medizinerin aus Ebenthal, überzeugt.

Und Kammer-Präsident Josef Huber deutet an, dass dies nicht der letzte Streik gewesen sein dürfte: "Unsere schärfste Waffe wäre ein Generalstreik in ganz Österreich, an dem die Spitalsärzte teilnehmen." In anderen Bundesländern verrichteten die Mediziner am Mittwoch noch Dienst nach Vorschrift, aber der Ton wird rauer. So drohen die steirische und oberösterreichische Ärztekammer eine Kündigung des Gesamtvertrages mit der Gebietskrankenkasse.

Kein Engpass

Die Maßnahme würde wohl andere Auswirkungen auf die medizinische Versorgung haben, als dies am Streiktag in Kärnten der Fall war. Bei einem Lokalaugenschein in der Notfallaufnahme des Klinikums Klagenfurt waren weniger Patienten anzutreffen als an anderen Vormittagen. "Hochgerechnet werden es 200 Patienten werden – also kein Anstieg wegen des Streiks", erklärt Ferdinand Waldenberger, der medizinische Direktor. Und weiter: "Wir haben geschlossene Ordinationen der niedergelassenen Ärzte wie an jedem Wochenende und im Klinikum die Belegschaft wie an jedem Wochentag. Folglich bestand kein Bedarf zur Aufstockung des Teams." Laut Presseabteilung des Spitalserhalters KABEG habe in allen Häusern "Business as usual" geherrscht.

Ganz anders die Situation in der Rotkreuz-Zentrale in Klagenfurt: dort standen die Telefone der Ärztenotdienst-Nummer 141 nicht mehr still.

Die "Streikbrecher"

"Im Zeitraum zwischen 8 und 13 Uhr, in dem Hausärzte ordinieren, haben wir ansonsten 30 Anrufe – heute 230", sagt Bernhard Dreschl vom Roten Kreuz am Mittwoch. Es habe sich aber kaum um Notfälle gehandelt, sondern um Beratungsgespräche im Zusammenhang mit der Einnahme von Medikamenten oder um die Frage, welche Ordination offen habe.

Aber selbst bei den "Streikbrechern" blieb der Ansturm aus. "Ich habe mit einem Kollegen den Dienst für sieben Ärzte im Drautal übernommen. Es war nichts Außergewöhnliches, vielmehr wie eine Urlaubsvertretung", skizziert Allgemeinmediziner Roland Rauter aus Paternion den Streiktag.

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) lädt die Ärzte indes ein, in Sachen Primärversorgung wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

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