Der mobile Bauer sucht Frau per App

Projektleiterin Teresa Fritsch ist auch auf Landwirtschaftsmessen unterwegs
13.000 Singles sind auf Plattform, die speziell für Berufsgruppen in der Landwirtschaft gilt.

"Beim Fortgehen lernst ja jetzt nicht die Frau fürs Leben kennen", sagt Hans-Jörg Hirt. Und er sagt es mit Nachdruck. Und überhaupt: Wer habe denn die Zeit dafür? Da der Vollzeitjob als Heizungstechniker, dort der zeitintensive Job als Nebenerwerbslandwirt mit 200 Legehennen, fünf Hektar Grund und Ab-Hof-Verkauf. "Die App geht so nebenbei", grinst der 32-Jährige. "Man schaut rein beim Fernsehen, ob’s was Neues gibt."

Hirt ist einer von 13.000 Österreichern, die eine vor wenigen Wochen gestarteten Flirt-App auf ihre Mobiltelefone geladen haben: Sie wurde speziell für Berufsgruppen aus dem landwirtschaftschaftlichen Bereich konzipiert. "Die Zukunft ist mobil", begründet Projektleiterin Teresa Fritsch. "Gerade bei unserer Singlebörse wollen die Leute nicht immer vor dem Computer sitzen. Und außerdem sind Landwirte ja Menschen, die viel im Freien arbeiten oder unterwegs sind." Diese Klientel wünschte sich einen schnelleren Zugang. "Die wollen unterwegs aufs Handy schauen und sehen, ob es Nachrichten gibt. Das ist nachvollziehbar."

Tendenz steigend

Die App für Smartphones ist die Weiterentwicklung einer Datingseite für Bauern und Bäuerinnen und solche, die es gerne durch eine neue Beziehung werden wollen. Diese Homepage startete zwar bereits 2003, doch bis Fritsch sie 2013 übernahm, fehlte der gewisse Elan. Bloß 400 Mitglieder zählte das Portal vor drei Jahren, jetzt sind schon 24.000 hoffnungsvolle Singles aus ganz Österreich registriert, Tendenz steigend.

Fritsch brachte Schwung hinein, vielleicht auch, weil sie selbst ihren späteren Ehemann über eine Singlebörse im Netz kennengelernt hat, wie sie schmunzelnd erzählt. Seither ist die Steirerin mit der Dating-Seite sowie seit Kurzem eben auch mit der neuen Flirt-App in der realen Welt unterwegs: Auf Landwirtschaftsmessen etwa kann man ihren "Flirtstand" gegenüber von Traktoren finden. "Das kommt dann immer ziemlich gut an, weil wir auffallen", grinst Fritsch.

Flott trotz Kontrolle

Die App wie auch die Seite sind ähnlich wie die gängigen Partnerbörsen aufgebaut, hätten aber Unterschiede: "Bei uns gibt’s keine detaillierten Persönlichkeitsprofile. Unsere Kunden wollen nicht ewig sitzen und was ausfüllen", beschreibt Fritsch. "Die wollen sich anmelden und auf Partnersuche gehen." Jedes Profil wird vom Team dennoch kontrolliert, bevor es freigeschaltet wird.

Damit soll sichergestellt werden, dass der Benützer tatsächlich selbst Bauer ist, auf einem Hof arbeitet oder zumindest in einem landwirtschaftlichen Fachgeschäft. "Landwirtschaft ist nicht nur die rot-weiß-rot karierte Picknickdecke. Gerade bei Landwirten ist es so, dass bei Partnern aus anderen Berufsgruppen falsche Vorstellungen herrschen", begründet Fritsch. "Man muss halt um vier Uhr früh aufstehen, um Kühe zu melken. Da braucht man einen Partner, der damit umgehen kann."

So eine Partnerin sucht auch Hans-Jörg Hirt. Beruflich erfolgreich, hat es mit der richtigen Beziehung noch nicht so recht klappen wollen. Ein Freund habe ihn auf Landwirtschafts-Single-Börse gebracht. "Irgendwo bin ich schon skeptisch", gesteht er ein. Einige Anfragen habe er bereits erhalten, einigen Frauen geschrieben. Zu einem Treffen sei es bis jetzt allerdings noch nicht gekommen. "Ich bleib’ halt dabei, bis ich eine gefunden habt", grinst Hirt.

Erfolgsmeldungen gibt es aber bereits, zumindest vom Internet-Portal her, die App ist dafür noch zu frisch auf dem Markt. "Wir haben viel positives Feedback. Es gibt auch Leute, die sich bei uns melden und von erfolgreicher Partnersuche erzählen", berichtet Fritsch. Auch Hochzeiten wurden schon gefeiert.

http://flirt.landwirt.com

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