Zigarettenqualm hält wieder Einzug

Zigarettenqualm hält wieder Einzug
Chancengleichheit unter Gastronomen ist erst 2018 gegeben. Umsatzeinbußen sorgen für Rückzieher.

Raucher- oder Nichtraucherlokal – das ist in Österreich die Frage. Die Uhr tickt, weil im Mai 2018 ein generelles Rauchverbot in Kraft treten wird. In der Zwischenzeit haben allerdings zahlreiche Gastronomen ihr "Experiment Rauchverbot" für beendet erklärt und lassen aufgrund der Umsatzeinbußen das Qualmen wieder zu.

Zigarettenqualm hält wieder Einzug
Cafe am Platz in Klagenfurt. Raucherlokal statt Nichtraucherlokal
Nichtraucherlokal – das "Cafe am Platz" in Klagenfurt beispielsweise hat diesen Schritt gewagt. Kann man neben dem ungetrübten Blick auf dem Lindwurm die Gäste auch mit guter Luft ins Lokal lotsen? "Nein, unmöglich. Wir sind ein alteingesessenes Café, das auf Stammgäste angewiesen ist", betont Geschäftsführer Thomas Jammer. Der Gastronom, der am Mittwoch in Wien mit der "Goldenen Kaffeebohne" ausgezeichnet wurde, sah sich nach der Verbannung der Raucher mit einem Umsatzrückgang von 40 Prozent konfrontiert. "Ich bin durch Klagenfurt gefahren und musste feststellen, dass unsere Stammgäste in anderen Lokalen sitzen und genüsslich tschicken. Das geht nicht, auch ich muss Rechnungen bezahlen." Daher habe er die Aschenbecher wieder aufgestellt.

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Konkurrenz-Situation

"Tritt das generelle Rauchverbot in Kraft, wird diese Konkurrenz-Situation zwischen Raucher- und Nichtraucherwirte abgestellt. Die Rahmenbedingungen sind dann für alle gleich", sagt Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser. "Ich hätte mir eine noch kürzere Übergangsfrist als bis Mai 2018 gewünscht."

Für den Gastro-Obmann der Bundeswirtschaftskammer, Mario Pulker ist das eine Schutzbehauptung: "Es wird ab Mai 2018 ein Wirtesterben geben. Fünf bis acht Prozent der Gastronomiebetriebe werden für immer schließen. Das trifft vor allem den ländlichen Bereich und die Stadtränder. Dadurch werden Tausende ihren Job verlieren."

Zigarettenqualm hält wieder Einzug
Gastronom Andreas Cammerlander ist frustriert von der neuen Raucherregelung für Lokale
Ob seine Betriebe 2018 noch rentabel sein werden, treibt auch den Innsbrucker Gastronomen Andreas Cammerlander um. "Vielleicht kommen ja Junge nach, die weniger rauchen", sagt der Chef von zwei bei diesem Klientel beliebten Lokalen, dem Krahvogl und dem Elferhaus, ist aber wenig optimistisch. In seinem Gasthaus "Goldenes Dachl" hat Cammerlander hingegen bereits 2013 aus Frust ein Rauchverbot eingeführt. Anlass war ein Gerichtsurteil, das für weitere Verunsicherung in der Branche sorgte.

Die Umsätze im "Goldenen Dachl" haben sich nach Einführung des Rauchverbots relativ stabil gehalten, berichtet Cammerlander. "Aber hier haben wir auch ein älteres Publikum, bei dem das Rauchen vielleicht nicht so ein Thema ist", sagt der Gastronom.

Eine Rückkehr zum Rauch schließt er aus. Denn dafür müsste der Wirt wieder eine Schiebetüre für rund 7000 Euro einbauen lassen.

18.4. 2007 Ministerin Kdolsky und Gastro-Obmann Hinterleitner kündigen eine gesetzliche Trennung der Raucherräume an.

1.1. 2009 Mit dem Tabakgesetz tritt ein grundsätzliches Rauchverbot in Lokalen ein. Ausnahmen gibt es für getrennte Raucherzimmer und Gaststätten unter 50 Quadratmeter.

30.6. 2010 Die Übergangsfrist endet. Rauch-Sheriffs werden aktiv.

13.1. 2015 SPÖ und ÖVP einigen sich auf ein generelles Rauchverbot, im Mai 2018 tritt es in Kraft.

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