"Dann sah ich den Franz fallen"

Am Gipfel des Mont Blanc: Schoitsch, Gallautz (Mitte) und Druml
Kärntner realisierte seinen Lebentraum, ehe er 250 Meter in den Tod stürzte.

Sechs Mal war der passionierte Bergsteiger Franz Gallautz wegen Schlechtwetters gescheitert, vergangenen Samstag sollte es endlich so weit sein: Da realisierte der 65-jährige Kärntner seinen Lebenstraum und erreichte den Gipfel seines Lieblingsberges, des Mont Blanc in den französischen Alpen. Der Albtraum folgte nur wenige Stunden später: da verunglückte der erfahrene Kletterer und Sicherheitsfanatiker tödlich – ausgerechnet beim Abstieg und in vergleichsweise leichtem Gelände.

St. Stefan im Gailtal trägt Trauer: drei Mitglieder der Naturfreunde – Franz Gallautz, Werner Schoitsch und Christa Druml – waren vergangene Woche nach Frankreich aufgebrochen, um den "Weißen Berg" zu bezwingen. Nur zwei von ihnen kehrten am Montag unversehrt in ihre Heimat zurück. "Mir ist das Unglück unerklärlich. Der Franz ist seit der Gründung unseres Vereins im Jahr 1979 dabei, ist ein routinierter Tourenführer, ein erfahrener Bergsteiger ein Sicherheitsapostel", erzählt der Obmann der Naturfreunde, Raimund Iskrac.

Perfektes Bergwetter

Gallautz meisterte am Samstag am höchsten Gipfel der Alpen tatsächlich alle schwierigen Passagen. Diesmal spielte ihm und seinen Kameraden im Gegensatz zu den sechs fehlgeschlagenen Versuchen zuvor das schöne Bergwetter in die Karten. Daher konnte endlich in 4810 Metern Seehöhe das begehrte Gipfelfoto (siehe unten) geschossen werden.

Am frühen Nachmittag machte sich das Trio dann an den Abstieg, als auf rund 3300 Metern Seehöhe das Unglück passierte: "Wir waren etwa eine halbe Stunde von der in 3167 Metern Seehöhe gelegenen Tete-Rousse-Hütte entfernt. Ein relativ einfaches Wegstück stand noch vor uns – kein Grund, sich anzuseilen. Da hat die Christa plötzlich laut ’Franz’ gerufen. Und dann sah ich den Franz fallen, wir haben beide den Sturz beobachtet. Er muss so um die 250 Meter tief hinuntergefallen sein", erzählt Schoitsch.

"Er war nicht müde"

Was zu diesem Unfall geführt haben könnte, sei ihm ein Rätsel. "Franz war nicht krank. Er war äußerst fit, keinesfalls müde und alle Schwierigkeiten auf dieser Tour lagen eigentlich hinter uns. Wir sahen ihn nicht stolpern oder rutschen – wie gesagt: wir sahen ihn nur fallen", erzählt der Bergkamerad weiter.

Bei der Hütte habe man sofort die Rettungskette in Gang gesetzt. Die Bergrettung Chamonix flog mit dem Hubschrauber zur Unfallstelle. Der Arzt konnte aber nur noch den Tod des Verunglückten feststellen.

Leichnam freigegeben

Laut einer Sonntagsmeldung der französischen Zeitung La Parisien hat die französische Polizei eine Untersuchung zu den Umständen des tödlichen Absturzes in Auftrag gegeben. Davon könne keine Rede sein, teilt indes Schoitsch dem KURIER mit. Er hält auch mit der Witwe und dem Sohn von Franz Gallautz Kontakt. "Der Leichnam ist freigegeben, die Familie organisiert gerade den Rücktransport nach Kärnten", sagt er.

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